Dienstag, 13. Juli 2010
Nach 2 faulen Monaten...
Direkt nach dem Keufelskopf Ultra bin ich noch im Mai in ein tiefes Loch der Lustlosigkeit gefallen. Die Motivation war einfach weg, dazu kam viel Arbeit im Büro und eine enorme körperliche wie geistige Müdigkeit. Erstes Opfer dieser Phase war der 24h-Lauf in Rockenhausen. Je näher der Lauf kam, um so öfter dachte ich mir "jetzt musst du aber wieder loslegen, sonst wird das nichts". Aber der Lauf kam immer näher, nur losgelegt habe ich nicht. Also war die logische Konsequenz, den Lauf nicht anzutreten. Seit dem geht es etwas besser. Ich laufe wieder regelmässig Runden im Taunus, inzwischen auch wieder lockerer als am Anfang. Und das trotz Hitze und WM.
Morgen geht es nun erstmal für 2 Wochen nach Kärnten auf die Gerlitzen Alpe. Auf 1750 m Seehöhe hoch über dem Ossiacher See werde ich mal ein bißchen an meiner Bergablauftechnik feilen. Dazu ein bißchen MTB fahren, schwimmen im Bergsee und Regeneration im Wellnessbereich, dann sollte ich auch wieder richtig in Form kommen. Einzige Gefahr: Als wir vor 6 Jahren dort waren, war das Essen extrem gut.
Aber ich werde schon die richtige Balance finden und dann freue ich mich dann schon auf den Gondo Event am 7/8. August. Ein Blick auf die Teilnehmerliste verspricht eine gute Stimmung. Die Geschwister Fürchterlich, Brigitte und Rolf Mahlburg uvm werden dort sein. Da lohnt sich doch das Training.
Bis bald
Sonntag, 16. Mai 2010
„Wenn gar nichts mehr geht…
…50 km gehen immer noch“.
So zu lesen auf dem km 35 Schild beim gestrigen Keufelskopf Ultra Trail (K-UT). Zu dem Zeitpunkt fand ich das noch lustig. Später nicht mehr - Jetzt aber wieder.
Doch der Reihenfolge nach. Eine knappe Woche nach einem mit 3h40min etwas zu schnell gelaufenen Mainz-Marathon brach ich Samstagmorgen um 4:15 auf Richtung Pfälzer Bergland. Um 6:00 sollte der Start sein für den 85 km langen Trail, der zudem 2800 hm aufzuweisen hat. Das nochmalige Studium der K-UT Homepage am Vorabend bestätigte meinen Verdacht, dass dies ein ganz hartes Ding würde. Ein Verdacht, der sich bestätigen sollte.
Gegen 5:15 kam ich im Sportheim in Reichsweiler bei Landstuhl an. Dort traf ich die üblichen Verdächtigen. Tom (klar), der eine Woche vor der Tortour de Ruhr nochmal ein paar Kilometer in die Beine bekommen wollte. Armin Wolf aus Regensburg, auch schon beim Swiss Jura Marathon und beim Allgäu Ultra Trail dabei. Armin bereitet sich derzeit auf den UTMB vor, für den er gemeinerweise einen Startplatz ergattert hat. Letzte Woche war er am Rennsteig, ansonsten hat er noch Thüringen Ultra und Chiemgau 100 auf dem Programm. Hört sich nach einer soliden Vorbereitung an. Auch Gerald Baudek war zugegen, der sich nach dem Trans Gran Canaria und seinem M40 Sieg beim Weiltalmarathon für den 22 km langen Mini-Trail entschieden hatte.
Kurz vor dem Start stellte ich fest, dass ich die Ausschreibung (mal wieder) nicht gut genug gelesen hatte. Es gab wohl die Möglichkeit an die 4 Verpflegungsposten, an denen es vom Veranstalter ausschließlich Wasser gab, eigene Flaschen transportieren zu lassen. Darauf war ich leider nicht vorbereitet, hatte keine Cola o. ä. dabei. Lediglich meine Flasche Peronin deponierte ich an VP 2 (km 41.8), anstatt sie mit mir zu tragen.
Nach kurzer Ansprache des Veranstalters Eric Tuerlings folgte ein Start, der die Entspanntheit deutlich macht, die mir bei Ultra-Läufen so gut gefällt. Kein Gedränge, kein Rumhüpfen, kein Startschuss. Nur ein kurzes: „So, geht los“ von Eric. Und es ging los.
Die Strecke hielt wirklich alles was sie versprach und erinnerte mich immer wieder an den Swiss Jura Marathon. Sehr matschig und rutschig. Enge Trails, steile An- und Abstiege, wurzelige und steinige Wege, bei denen man sehr aufpassen muss, nasse Wiesen, Waldwege, kurz gesagt alles was das Trailläuferherz begehrt. Und sehr anspruchsvoll.
Bis zur Halbzeit war ich noch gut unterwegs, hatte eine Zielzeit von unter 11:00 vor Augen. Dann begann jedoch mein kleines Drama. Es fing damit an, dass ich mich bei etwa km 54 verlief. Ich hatte wohl eine Markierung übersehen und lief ca. 500 m einen Berg hinauf. Oben angekommen kamen mir schon 2 verzweifelte Läufer entgegen, die den gleichen Fehler gemacht hatten. Wir diskutierten kurz, warteten ob noch jemand kommt und beschlossen dann, zu km 53 zurückzulaufen. Kurz davor trafen wir wieder andere Läufer und wir erkannten unser Missgeschick. Danach ging bei mir auf einmal nicht mehr viel. Zum einen war ich sauer wegen der verlorenen Zeit und Kraft, zum anderen merkte ich, dass ich meinen Rucksack nicht Ultragerecht gepackt hatte. Nichts Herzhaftes und auch keine Schokolade. Nur Riegelmist. An VP 3 (km 55) hätte mir eine Cola gut getan. Das Squeezy-Cola- Gel hatte ich für VP 4 vorgesehen und dummerweise hielt ich mich an diesen Plan. Ca. 3 km später kam die Abrechnung, aber da war es zu spät. Der Hungerast war da, ich hatte kein Wasser um das Squeezy nachzuschieben. Dazu merkte ich langsam den Gutenberg-Marathon in meinen Beinen. Ich wurde immer langsamer, musste an leichten Steigungen und auch im flachen immer öfter gehen und wurde ständig überholt.
Kurz vor VP4 schob sich eine Gruppe an mir vorbei, bei der auch Tom mitlief. Ihm schien es richtig gut zu gehen. Er begrüßte mich fröhlich von hinten und ich jammerte zurück.
Dann endlich VP4. Ich aß alles was ich hatte, inkl. Squeezy Cola, füllte einen Beutel Xenofit Pulver in meine Trinkblase (was eine fürchterlich Sauerei war) und schnorrte mir von einem Mitläufer seine Cola, die er nicht mehr brauchte (unbekannter Läufer, ich danke Dir!).
Danach ging es mir merklich besser. Ich konnte bis auf die steilen Passagen wieder kontinuierlich durchlaufen und auf den flachen Passagen wieder so etwas wie Tempo machen.
Bei km 71 begann der letzte Anstieg. Eine Steigung die mir liegt, die man noch gut laufen kann. Ich quälte mich also die Serpentinen hoch und hier muss mir leider mein 2tes Missgeschick unterlaufen sein. Irgendwie muss ich falsch gelaufen sein und dabei aus Versehen gut einen km abgekürzt haben. Rekonstruiert denke ich, ich habe von weitem eine Markierung im Baum gesehen, die zu einem späteren Abschnitt gehörte, bin in die Richtung gelaufen und habe dadurch eine Schleife ausgelassen. Später im Ziel habe ich gehört, dass ich nicht der einzige war, dem das passiert ist. Auf jeden Fall wunderte ich mich, dass km 78 so schnell kam. Und ich wunderte mich, dass ich Tom, obwohl ich jetzt wieder besser drauf war und ein normales Tempo lief, nicht wenigstens dort, wo man weite Sicht hatte, irgendwo hatte am Horizont sah. Ich quälte mich weiter dem Ziel entgegen und amüsierte mich wieder über die lustigen Schilder (z. B. „Genieße Deinen Schmerz, Du hast ihn Dir verdient“ oder „Wenn du nicht blutest, war es kein Trail“). Zum Schluss wurde ich wieder öfters an den Swiss Jura erinnert. Immer wenn man denkt, dass war’s, jetzt geht es nur noch ein paar km gemütlich nach Hause, schicken sie dich wieder den Berg hoch. Und das noch mehrmals und richtig fies. Aber wenigstens die letzten 1.5 km ließ man uns laufen. Und nach 11:26 hatte ich endlich das Ziel vor Augen. Die 3 Jungs um mich rum legten noch einen Zielsprint hin, ich ließ sie sprinten.
Im Ziel hielt ich nach Tom Ausschau, er war aber nicht aufzufinden. Ich nahm mir mein Weizenbier (hmm lecker) und stand da ein bisschen herum und da kam er auf einmal ins Ziel. „Wo habe ich den denn überholt?“, dachte ich mir. Gleiches dachte er wohl auch, wie ich seinem erstaunten Blick entnehmen konnte. Da wurde es mir auf einmal klar. Der km 78, der viel zu früh kam, da stimmte was nicht. Und genau da musste ich Tom und auch Armin, der mit Tom kam, leider überholt haben. Tut mir echt leid, Jungs. War keine böse Absicht.
Und für Dich Tom, mein Freund, hier nochmal schwarz auf weiß:
JA, DU HAST MICH GESTERN BESIEGT!!!
Ich habe mich auch mächtig geärgert, nicht die gesamte, richtige Strecke gelaufen zu sein und wär am liebsten noch mal zurück (OK, ist gelogen). Aber egal ob 84 oder 85 km, es war anstrengend genug, wie mir meine Beine heute eindeutig zu erkennen geben.
Der K-UT, ein absoluter Geheimtipp für Leute die sich mal richtig quälen wollen. Man glaubt gar nicht, was für tolle Strecken es im Pfälzer Wald gibt. Das Problem dürfte sein, dass man sie alleine nicht finden würde.
Montag, 3. Mai 2010
Bretzelwetzer on Tour 2010 - Oberelbe Marathon
Nachdem wir in den letzten Jahren immer beim Hamburg Marathon waren, hatten wir uns dieses Mal für den Oberelbe-Marathon in Dresden entschieden.
Vorteile:
1. Mal was anderes
2. 4 Verschiedene Strecken, insofern für jeden etwas dabei
3. Bei der Stadtrundfahrt keine Witze über die nicht vorhandenen Jungfern auf dem Jungfernstieg
Mit insgesamt 13 Leuten brachen wir am Freitagmorgen auf, 9 per Bahn und 4 per Auto. Von den 13 wollten 12 laufen, 4 x 10 km, 4 x HM und 4 x Marathon.
Als Unterkunft hatte Roman das Dorinth Hotel in Dresden gebucht, sehr gute Wahl, gut gelegen, schöne Zimmer und erstaunlich preiswert.
Für Freitagnachmittag war ein erster Stadtrundgang angesagt, etwas treiben und die Stadt auf sich wirken lassen. Da ich vorher noch nicht in Dresden war, war dies für mich sehr interessant. Insbesondere die wieder aufgebaute Frauenkirche war sehr beeindruckend. Unglaublich, dass man ein solches Bauwerk in der heutigen Zeit noch errichten kann. Die dunklen Originalsteine in der Fassade lassen das Ausmaß der Zerstörung erkennen. Auch der gesamte Bereich um die Frauenkirche herum ist sehr schön restauriert. Man kann nur erahnen, wie schön diese Stadt im Originalzustand gewesen sein muss. Die Stadtrundfahrt am Samstag sollte dies noch bestätigen.
Nach dem ersten Bummeln stand die Wiedervereinigung auf Bretzelwetzer auf der Marathonmesse im WTC (World Trade Center – interessanter Name)an. Dies ist aber eher eine glasüberdachte Shopping Mall als ein Welthandelszentrum. Aber das Ambiente war sehr nett, da könnte man sich in Mainz vielleicht mal ein Beispiel nehmen und die Marathonmesse vom stickigen Rheingoldhallenfoyer ins Fort Malakoff verlegen. Dann wäre dort auch mal was los.
Nach einer kurzen Hotelzimmeraperitifparty zu Ehren von Astrids Geburtstag war die ganze Truppe abends zum Essen im rustikalen historischen Restaurant Pulverturm. Ich will jetzt nicht sagen Touristennepp, wenn auch wahrscheinlich kein Einheimischer dort war. Das Ambiente war wirklich sehr nett und die Preise sind auch OK, so dass man nicht von Abzocke reden kann. Nur die Qualität des Essens ließ doch eher etwas zu wünschen übrig. Aber das darf man auf keinen Fall der Bedienung sagen, wenn sie fragt: „Hat’s geschmeckt?“. Oh, böser Fehler, das gibt einen mächtigen Anschiss.
Samstags das große Touri-Programm: Stadtrundfahrt, Standseilbahnfahrt zum Luisenhof, Schiffsfahrt zurück. An der Frauenkirche war die Schlange zu lang, daher bin ich mit Antje und Birgitta auf die Kuppel gestiegen. Man gönnt sich ja sonst nichts vor einem Marathon. Hat sich aber gelohnt, toller Ausblick. Den ganzen Samstag knallte die Sonne nur so runter, ein kleiner Vorgeschmack auf den Marathonsonntag. Abends dann Essen im Steakhaus Ontario. Viel besser, aber auf viel teurer. Und mit Blick auf die Frauenkirche. Aber eigentlich blickt man immer irgendwie auf die Frauenkirche. Ich hatte ein Bisonsteak, was sehr lecker war, nur die Mais-Kidneybohnenbeilage und die Wiskeysauce sollte mir am nächsten Tag noch schwer zu schaffen machen.
Sonntag, Marathontag. Blauer Himmel. Sonnenschein. Gut, dass ich nicht schnell laufen wollte.
Aber die Kidneybohnen meldeten sich und verhießen nichts Gutes für den Rest des Tages. Mit dem Shuttle des Hotels ging es zum Bahnhof, dort in den Zug zum Start nach Königstein. Am Bahnhof machten die anderen am Stehimbiss Frühstück, ich suchte die Bahnhofstoilette auf. Der Zug war recht voll mit Halb- und Ganzmarathonis. Axel, Jutta und Roman hatten Spass und sorgten für Unterhaltung für den ganzen Zug. Als Höhepunkt (auf die angedachten Fesselspiele mit Juttas Armlingen will ich jetzt hier nicht eingehen) kam man auf die Idee Axel mit einer Armbinde auszustatten. Schwarze Schnecke auf gelbem Grund. Normal hätte ich mich gekringelt vor Lachen, aber war mit Gedanken schon in der Zugtoilette. Auf einmal Ansage von Axel an unsere Halbmarathonläufer: „ Hier müsst ihr raus“. Und unsere, und nicht nur diese, hörten aufs Wort. Fast alle HM-Läufer verließen den Zug. Astrid murmelte noch im Vorbeigehen, „Wenn das mal stimmt“, ging dann aber auch. Auf einmal waren sie alle wieder drin. 2 Stationen zu früh hatten sie draußen erfahren! Mensch Axel, was musst Du für eine vertrauenserweckende Ausstrahlung haben. Dann stiegen die HM-Läufer wirklich aus und es wurde etwas gemütlicher. Jutta diskutierte mit sich selbst noch etwa 20 Minuten ihre Kleidung, als wäre es ihr erster Lauf und entschied sich ob der gut 20 Grad um 8:00 doch sicherheitshalber für Armlinge. Man kann ja nie wissen, es kann ja immer mal einen Kälteeinbruch geben. Dann waren wir endlich am Startort angekommen.
Ich machte mich sofort auf die Suche nach einer Toilette und wurde erst mal im Bahnhof durch eine falsche Beschilderung fehlgeleitet. Also fokussierte ich die am Horizont auftauchenden spärlichen Dixies und ging festen Schrittes darauf zu. Da passierte es. Plötzlich kam es aus dem Lautsprecher: „Und da ist der Achim, vor zwei Wochen ist er in der Wüste gelaufen, jetzt ist er hier in Dresden…“. Was war das denn? Ich sah mich um und wen sah ich? Einen fröhlich winkenden Tom neben dem Streckensprecher. Na toll. Ich ging also hin und antwortete verkniffen brav auf die Fragen. „Warum sind sie denn hier?“ „Hhm? Zum Marathon laufen?“ „Wie schnell wolle sie denn laufen? Die Temperaturen sind für sie ja sicher angenehm, oder? Der wievielte Marathon ist es für sie?“ „Ups, AXEL?“ Dann die Rettung, jemand hatte einen Chip gefunden und der Sprecher musste sich um wichtigeres kümmern. Die Schlange an den Dixies war viel zu lang und so schlug ich mich Wüstenmäßig in die Prärie. Nur die Füße wurden hier etwas nasser. Und man muss hier das Klopapier nicht anzünden.
Kurz vorm Start ging es mir wieder einigermaßen gut. Jutta zog tatsächlich ihre Armlinge an. Zusammen mit dem Singlet. Ich fing gerade ordentlich an zu lästern, da kam Tom, auch mit Armlingen, und begrüßte sie mit einem gewinnbringenden Lächeln „Gut siehst du aus“. Alter Schleimer :-). Was will man da noch sagen?
Den Lauf wollte ich zusammen mit Roman laufen. Da Roman seit Wochen Probleme mit der Hüfte und ich noch den MdS in den Knochen hatte, waren gemütliche 3:45 bis 4:00 geplant hatte. Jutta wollte mit Axel zusammen laufen, noch ein bißchen langsamer. Die Strecke war wirklich sehr schön, an der Elbe entlang, vorbei am Elbsandsteingebirge über Pirna zurück nach Dresden. Es wurde immer wärmer, wohl denen die Armlinge haben, so dass die Tempowahl genau die richtige war. Bei km 18 musste ich das letzte Mal den Kidney-Bohnen Tribut zollen, ab dann ging es aufwärts. Also Magenmäßig, die Strecke blieb flach. In Pirna suchten wir noch das Geburtshaus von Romans Großmutter. „Kann nicht so schwer sein, das ist ein blaues Haus, da gibt es bestimmt nicht so viele von“. Haha, es wäre leichter gewesen, nach einem Haus zu suchen, das nicht blau ist. Kurz nach der HM-Marke musste ich leider alleine weiterlaufen. Romans Hüfte tat inzwischen so weh, dass er nicht wusste, ob er würde zu Ende laufen können. Da half es dann auch nicht mehr, meinen MdS-Zeltkameraden Christian zu zitieren „Du musst den Schmerz annehmen und durch ihn hindurchgehen.“ Ich lief also die letzten ca. 18 km alleine weiter meinen Trott, recht konstant. Da jede Menge Läufer der Hitze Tribut zollen mussten, überholte ich dabei noch einen nach dem anderen. Unter anderem auch Tom, dem sein Knie zu schaffen machte. Mit ca. 3:50 kam ich im Stadion in Dresden an. Recht entspannt und zufrieden. Die 10 km und HM Läufer waren auch schon (oder besser noch) da.
Nach ca. 4:10 quälte sich auch Roman ins Ziel. Er hatte also doch nicht aufgegeben und hatte den Schmerz angenommen J. Bravo. Dann lange Zeit nichts. Nach ca. 5h waren aber auch Axel und Jutta im Ziel. Die Hitze hatte Axel doch sehr zugesetzt. Dem Vernehmen nach hat sich Jutta auf der Strecke zum Zeitvertreib als Fotografin, Handytelefoniererin und SMS-Schreiberin betätigt. Falls ich mit 60 noch Marathon laufen kann und mir das passiert, hoffe ich, dass ich eine Pistole dabei habe. Und zwar nicht um MICH zu erschießen.
Bei der obligatorischen Zielbratwurst traf ich auch wieder Tom, der zusammen mit Ultrakollege Norman Bücher am Tisch saß. Er behauptete doch tatsächlich, wie die Jungfrau zum Kinde zum morgendlichen Interview gekommen zu sein. „Ja, und auf einmal hat der mich angesprochen…“ Ja, genau :-).
Am Abend folgte noch ein Abendessen bei einem netten Italiener am blauen Wunder. Allerdings hatte der keine Pizza auf der Speisekarte, was mich in eine kleine Glaubenskrise stürzte (Ich glaube ich kriege hier nichts vernünftiges zu essen (alter Otto-Witz)). Das hat man davon, wenn man zum Nobelitaliener geht.
Montag morgen, wieder Frühstück im Barococo, wieder mit Blick auf die Frauenkirche. Danach brachen die Autofahrer auf. Die Bahnfahrer hatten noch ein paar Stunden und so schauten wir uns dann doch noch die Frauenkirche von innen an und machten wir uns auf, um noch die Neustadt zu erkunden, was auch sehr interessant war. Ein völlig anderer Eindruck, ein ganz anderes Flair. Leider hat uns dann doch noch der Regen erwischt. Gegen 17:00 Zugfahrt nach Mainz wo wir gegen 23:00 ankamen.
Insgesamt wieder mal ein sehr schönes Bretzelwetzerfrühjahrsmarathonwochenende in einer tollen Stadt bei einem schönen und sehr liebevoll organisieren Lauf mit einem sehr herzlichen Publikum.
Sonntag, 18. April 2010
MdS Nachlese Teil 2: Jawohl Herr KaLeu

Wie sehr trifft das doch auf die Szenen an diesem Ostersonntagmorgen zu. Von den fröhlichen Menschen auf den Fotos weiß noch niemand richtig, was ihm bevorsteht. Auch die Wiederholungstäter wissen nicht, wie sie dieses Mal durchkommen werden. Keiner weiß, ob er 7 Tage später das Ziel erreicht, wie die Füße aussehen werden und welche anderen Blessuren und Wunden man haben wird. Nicht alle Zeltbesatzungen werden beim Foto in 7 Tagen noch vollständig sein und jeder weiß, dass es genau ihn erwischen kann.
Mir liegt es natürlich fern, das Auslaufen eines U-Bootes im 2ten Weltkrieg mit dem Start eines Marathons und das Schicksal einer U-Boot Besatzung mit dem von ein paar Läufern gleichsetzen zu wollen, aber der Ausspruch des Herrn KaLeu kam mir dennoch sofort in den Sinn.

Doch im Gegensatz zur Besatzung des U96 hatte Zelt 85 das Glück, nach 7 Tagen und 250 km ein vollständiges Foto mit der kompletten Zeltbesatzung machen zu können. Und wenn man die beiden Fotos betrachtet und daran denkt was in dieser einen Woche passiert ist kann man dem Herrn KaLeu nur zustimmen.
Freitag, 16. April 2010
MdS Nachlese Teil 1: Ausrüstung oder “Wichtig is auf’m Platz”
7 Monate hatte ich Zeit seit von dem Zeitpunkt der Anmeldung bis zum Abflug. Viel Zeit – zu viel Zeit – zum planen, recherchieren, wiegen, einkaufen, wiegen, Packliste schreiben, wiegen, Packliste revidieren, wiegen, einkaufen, Packliste revidieren …
Ich hatte mich von Anfang an auf 3 Packlisten festgelegt, die ich im Internet gefunden habe. Von dort aus habe ich meine eigene Liste entwickelt. Ein Excel-Sheet erstellt, Kalorien gezählt, Grammzahlen addiert.
Meinen ersten Großeinkauf bei Racelite in Garmisch hatte ich im Rahmen einer Dienstreise im November gemacht. Vorher hatte ich mir stundenlang Gedanken über die erforderliche Dicke des Schlafsackes gemacht und mich für den wärmeren entschieden, weil es in der Wüste ja Nachts so kalt sein soll. Rucksack sollte ein Raidlight sein, weil den ja alle haben. Allerdings ohne die Trinkflaschenhalter an den Tragriemen, weil ich der Meinung war, die würden mich nur nerven. Pflichtausrüstung war einfach zu besorgen, von allem was man braucht einfach das leichteste. Auch beim Esbitkocher sollte es der leichteste sein. Die Planung der Nahrung hat war da schon komplizierter.
Für das Abendessen bekommt man ja beim Lesen aller Berichte den Eindruck, ohne Travellunch geht gar nichts. Für’s Frühstück hatte ich mich letztendlich auf selbstgemischtes Müsli entschieden. Für unterwegs habe ich auf bewährtes gesetzt. Xenofit Riegel und Pulver, dazu 500 Gramm Peronin, unter anderem für die lange Etappe und um das Müsli anzumischen. 5 Päckchen Kartoffelsuppe und ein paar Cashewkerne und fertig war das 4.7 kg Paket.
Kleidung war auch noch so eine Sache. Insbesondere die Kleidung für die Nacht. Weil ich nicht wusste wie kalt kalt wirklich ist, hatte ich mich entschieden 2 Hosen mitzunehmen und in der ersten Nacht im Biwak zu testen. Bei den Socken hatte ich mich für InJinji Zehensocken entschieden, als Ersatz Wrightsocks. Kappe Jack Wolfskin Desert hat mit Sonnenschutz im Nacken. Als Oberteil hatte ich zuerst ein X-Bionic in der Auswahl, habe mich dann aber für ein Runnerspoint Shirt aus dem Material ColdBlack entschieden. Hierbei hatte ich bis zuletzt bedenken. Wie cold ist coldblack denn wirklich?
Und was ist dabei herausgekommen? Wie sich herausgestellt hat, kann man so lange planen und recherchieren wie man will aber es zählt die alte Fussballerweisheit: “Wichtig is auf’m Platz”. Soll in diesem Fall heissen, was zu Hause gut ist, ist in der Wüste noch lange nicht gut. Was anderen bekommt, muss mir noch lange nicht bekommen. Und was letztes Jahr gut war, muss dieses Jahr noch lange nicht gut sein. Nachfolgend eine kleine Aufzählung meiner Erkenntnisse:
1. Riegel in der Wüste: Geht gar nicht. Ich hatte 14 Xenofit Riegel dabei, welche ich zu Hause wirklich lecker finde. Ich habe 3 gegessen und die auch nur weil ich mich gezwungen habe
2. Gel Squeezy Cola: Dito
3. Jack Wolfskin Kappe: Ich hatte ja kurzfristig auf Turban umgestellt, was wirklich hervorragend war. Der Turban kühlt schön, vor allem wenn man ihn wässert. Als mir mein nasser Turban auf der 4ten Etappe aber mehrmals in den Dreck gefallen war, habe ich ihn weggeworfen und meine JW Kappe aufgesetzt. Sofort war mir entscheidend warmer unter der Kappe. Die große Enttäuschung dann, als ich mir Wasser über den Kopf geschüttet habe. Die Wüstenkappe war wasserabweisend :-(. Also Kappe ab und auf Buff umgestellt. Das ging besser
4. Socken: Injinji: Die Entdeckung des Laufes Nummer 1. Ich hatte keine einzige Blase und meine Mitläufer Heiko und Alex blieben mit diesen Socken auch so gut wie blasenfrei. Ich habe mich gar nicht getraut meine Ersatzsocken (Wrightsocks) anzuziehen , sondern dieses eine Paar den ganzen Lauf getragen. Ja, ich habe 2 mal gewaschen. Never change a winning team.
5. Peronin: Die Entdeckung des Laufes Nummer 2: Hervorragend verträglich auch bei Hitze und unter Belastung. Schmeckt auch wenn die Brühe 60° hat (lecker Kakao). Und vor allem absolut sättigend und Energie bringend. Ich bin die gesamte 82 km Etappe mit 2 Flaschen Peroningemisch durchgelaufen. Plus eine Flasche Xenofit Mineraldrink, eine paar Cashews und Wasser natürlich. War absolut ausreichend.
6. Esbit Kocher: Ich hatte den leichtesten genommen den es gab. Das war ein Fehler. Unter Laborbedingungen hatte er gut funktioniert, aber in der windigen Wüste war er absolut untauglich. Aber zum Glück haben wir ja gelernt wie man eine Feuerstelle baut und mit Holz und ein paar Esbitwürfeln ein Feuerchen macht.
7. Schlafsack: Ich hatte den YETI VIB 250. Absolut ausreichend. Der VIB 150 hätte es wohl auch getan. Aber dem Vernehmen nach war es auch dieses Jahr nachts warm wie noch nie. Insofern ist es schwer zu sagen, on der 150er auch bei der sonst ülichen Kälte ausreichend gewesen wäre. Die Schlafsackhülle mit den übrigen Klamotten vollgestopft ergibt übrigens ein prima Kopfkissen. Besser als die Schuhe jedenfalls.
8. 2XU Kompressionshose für nachts. Aaah, eine Wohltat. Und aufgrund der milden Temperaturen auf warm genug.
9. Stirnlampe: Ich hatte meine superhelle Myo XP nicht dabei. Eine gute Entscheidung. 120 Gramm gespart (inkl. Ersatzbatterien) und die kleine Petzl, die ich mir von Horst geliehen hatte war hell genug für abends und die paar Stunden im Dunkeln auf der langen Etappe.
10. Oberteil Runnerpoint Coldblack: Ja, war wirklich recht cold. Hat man gemerkt, wenn ich nach dem Lauf ein normales schwarzes Oberteil angezogen habe. Und auch sehr angenehm zu tragen.
11. Travellunch: Wie gesagt, man denkt ja, es geht nicht ohne. Die Travellunch, die ich dabei hatte waren auch ganz OK. Vor allem die Kartoffelsuppe für zwischendurch war gut. Einmal hatte ich sie auch zum Frühstück gegessen. Allerdings hat mein Zeltgenosse Christian gezeigt, dass es auch anders geht. Er hatte jede Menge Mie-Nudeln dabei und dazu Sossenpulver in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Ich war jedesmal neidisch, wenn er die gemacht hat. Eine gute Mischung wäre hier sinnvoll gewesen.
12. Cashewkerne: Hätte ich mehr von mitnehmen sollen, gut für zwischendurch.
13. Raidlight Rucksack: Hat ja auch jeder, daher leicht zu verwechseln. Gut, dass man eine Startnummer hat. Am Flughafen praktisch, man läuft einfach hinten den roten Rucksäcken her. Schön leicht, aber mit einigen Schwächen. Da Gewicht geht auf die Qualität. Man braucht den nur schief anzuschauen, dann reißt er schon. Meiner war schon vom trainieren kaputt, Heiko’s ebenfalls und an der gleichen Stelle. Reißverschlüsse gehen schlecht. Am meisten hat mich die seitliche Flaschentasche gestört. Absolut an der falschen Stelle. Außerdem geht die Flasche schwer rein. Das gleiche gilt für die Flaschenhalter am Bauchteil. Auch die 1.5 l Flasche quer geht sehr schwer rein. Das nächste Mal würde ich wohl doch noch die Flaschenhalter an den Schulterriemen nehmen. Obwohl ich bei Kollegen gesehen habe, daß die zugehörigen Flaschen nicht dicht sind.
14. Isomatte: Schwieriges Thema. Ich hatte eine halbe Isomatte dabei. Mehr hätte ich vom Gewicht her wirklich nicht tragen wollen. Aber ich war doch öfters sehr gerädert und habe voller Neid auf die Thermarestmatten von Tilmann und Tom geschaut.
15. Gamaschen (Raidlight): Die genähten Klettbänder haben hervorragend gehalten aber die eigentlichen Gamaschen zerreißen am ersten Stein und müssen jeden Tag mit Tape geflickt werden.
16. Hirschtalgstift: Fand ich unpraktisch und hab ich nicht benutzt. Ich hatte mir zusätzlich Hirschtalg aus der Tube in ein kleines Döschen abgefüllt. Das war viel praktischer.
17. Wäscheleine wäre nicht unpraktisch gewesen.
18. Toilettenpapier usw.: Eine Rolle langt. Feuchtes Toilettenpapier darf man nicht vergessen. Auch diese kleine Handtücher die sich mit ein paar Tropfen Wasser entfalten waren nicht schlecht.
19. Sonnenbrille: Gletscherbrille Loubsol. Sehr gut, nichts zu bemängeln.
20. Sandalen: Der große Reinfall. Ich hatte mir diese Wüstensandalen auf der MdS Homepage bestellt. Gelinde gesagt eine Frechheit, diese zu verkaufen. Völlig untauglich für die steinigen Biwaks. Es war zum totlachen Leute mit diesen Latschen durchs Biwaks stolpern zu sehen. Ich habe jeden Tag die anderen Läufer um ihre FlipFlops beneidet.
21. Schuhe: Salomon XA pro: Mein Lieblingstrailschuh. Hat mich schon blasenfrei durch die Schweiz gebracht. Allerdings hätte ich ihn nicht eine Nummer grösser gebraucht. Mein Fuß ist nicht wie angekündigt angeschwollen, sondern sah immer gleich aus. Aber wer weiß das schon vorher.
22. Essen allgemein: Ich hatte 17500 Kalorien dabei. Ich denke ich habe nicht mehr als 16000 zu mir genommen. Mehr habe ich auch nicht gebraucht und hätte auch nicht mehr runter bekommen. Für während des Laufes würde ich noch mehr auf flüssige Nahrung wie Peronin und Mineralpulver setzen. Dazu mehr Nüsse. Ab und zu was herzhaftes für abends wäre nicht schlecht gewesen, z. B. Salami oder Parmesan. Nudeln siehe oben. Auch zum Frühstück.
So, das war es im groben. Aber wie gesagt, das gilt nur für mich, bei diesem Lauf und in diesem Jahr. Für alle anderen ist es blanke Theorie. Und da muss ich nochmal Adi Preißler zitieren: „Wichtig is …“
Dienstag, 13. April 2010
Wieder daheim
Heute möchte ich mich erstmal bei allen bedanken, die mich bei diesem Vorhaben unterstützt haben, allen voran meine liebe Familie, die meinen wochenlangen Pack- und Wiegewahn hat ertragen müssen. Danke auch an alle, die an mich gedacht haben, die Daumen gedrückt und mir Unterstützungsmails ins Zelt geschickt haben. Die abendlichen emails waren ein Höhepunkt des Tagesablaufes. Zu wissen, daß so viele Freunde zu Hause an den Geschehnissen so fernab von daheim teilhaben, war eine grosse Motivation für alle Teilnehmer.
Ein kurzes sportliches Fazit will ich auch schon mal ziehen. Ich bin mit meinem Abschneiden mehr als zufrieden. Mit Gesamtposition 201 hätte ich vorher nicht gerechnet. Daß ich im nachhinein natürlich noch gerne den ein oder anderen Platz weiter vorne gelandet wäre liegt wohl in der Natur der Sache. Bei einem Wettkampf sucht man immer, wo und wo man hätte schneller seien können. Und man findet auch schnell viele Gründe. Hier eine Pause zu lang, dort ein Foto zu viel, da eine überflüssige Gehpause. Aber ich denke, das ist müßig und auch nicht angemessen. Wenn ich richtig gezählt habe, bin ich übrigens fünft bester Deutscher. Das hört sich doch gut an, oder?
Gelernt habe ich auch viel.
Ich kann eine Feuerstelle bauen und aus einer Wasserflasche ein Frühstücksservice basteln. Oder ich kann 14 Stunden mit nichts tun verbringen, ohne vor Langeweile zu sterben. Und ich weiß, wie man mit sich mit einem Kompass orientiert, was ich allerdings nie gebraucht habe.
Was ich nicht ganz nachvollziehen kann, sind die Aussagen früherer Teilnehmer über die sportlichen Anforderungen dieses Laufes im Vergleich zu anderen Läufen. Vielleicht liegt es daran, daß dieser MdS 20-30 km länger war als vorherige und daran daß die Luftfeuchtigkeit ungewöhnlich hoch war. Vielleicht kommt es auch darauf an, wie man an den Lauf heran geht und ob man sportlich an seine Grenze geht oder gehen will. Mit meinen Zeltgenossen war ich mir jedenfalls einig, dass dies der schwierigste Lauf war, den wir bisher gemacht haben. Bisher!!! :-)
Soviel erstmal für's erste. Später mehr.