Montag, 3. Mai 2010

Bretzelwetzer on Tour 2010 - Oberelbe Marathon

Am letzten Wochenende war es wieder soweit, der alljährliche Bretzelwetzer-Frühjahrsmarathonausflug stand an. Zwei Wochen nach der Rückkehr vom MdS endlich wieder Laufen. Die beim Sturz auf der Non-Stop Etappe geprellten Rippen schmerzten immer noch, aber ich war sehr zuversichtlich mit Hilfe der ein oder anderen Voltaren gut laufen zu können.

Nachdem wir in den letzten Jahren immer beim Hamburg Marathon waren, hatten wir uns dieses Mal für den Oberelbe-Marathon in Dresden entschieden.

Vorteile:

1. Mal was anderes

2. 4 Verschiedene Strecken, insofern für jeden etwas dabei

3. Bei der Stadtrundfahrt keine Witze über die nicht vorhandenen Jungfern auf dem Jungfernstieg

Mit insgesamt 13 Leuten brachen wir am Freitagmorgen auf, 9 per Bahn und 4 per Auto. Von den 13 wollten 12 laufen, 4 x 10 km, 4 x HM und 4 x Marathon.

Als Unterkunft hatte Roman das Dorinth Hotel in Dresden gebucht, sehr gute Wahl, gut gelegen, schöne Zimmer und erstaunlich preiswert.

Für Freitagnachmittag war ein erster Stadtrundgang angesagt, etwas treiben und die Stadt auf sich wirken lassen. Da ich vorher noch nicht in Dresden war, war dies für mich sehr interessant. Insbesondere die wieder aufgebaute Frauenkirche war sehr beeindruckend. Unglaublich, dass man ein solches Bauwerk in der heutigen Zeit noch errichten kann. Die dunklen Originalsteine in der Fassade lassen das Ausmaß der Zerstörung erkennen. Auch der gesamte Bereich um die Frauenkirche herum ist sehr schön restauriert. Man kann nur erahnen, wie schön diese Stadt im Originalzustand gewesen sein muss. Die Stadtrundfahrt am Samstag sollte dies noch bestätigen.


Nach dem ersten Bummeln stand die Wiedervereinigung auf Bretzelwetzer auf der Marathonmesse im WTC (World Trade Center – interessanter Name)an. Dies ist aber eher eine glasüberdachte Shopping Mall als ein Welthandelszentrum. Aber das Ambiente war sehr nett, da könnte man sich in Mainz vielleicht mal ein Beispiel nehmen und die Marathonmesse vom stickigen Rheingoldhallenfoyer ins Fort Malakoff verlegen. Dann wäre dort auch mal was los.


Nach einer kurzen Hotelzimmeraperitifparty zu Ehren von Astrids Geburtstag war die ganze Truppe abends zum Essen im rustikalen historischen Restaurant Pulverturm. Ich will jetzt nicht sagen Touristennepp, wenn auch wahrscheinlich kein Einheimischer dort war. Das Ambiente war wirklich sehr nett und die Preise sind auch OK, so dass man nicht von Abzocke reden kann. Nur die Qualität des Essens ließ doch eher etwas zu wünschen übrig. Aber das darf man auf keinen Fall der Bedienung sagen, wenn sie fragt: „Hat’s geschmeckt?“. Oh, böser Fehler, das gibt einen mächtigen Anschiss.


Samstags das große Touri-Programm: Stadtrundfahrt, Standseilbahnfahrt zum Luisenhof, Schiffsfahrt zurück. An der Frauenkirche war die Schlange zu lang, daher bin ich mit Antje und Birgitta auf die Kuppel gestiegen. Man gönnt sich ja sonst nichts vor einem Marathon. Hat sich aber gelohnt, toller Ausblick. Den ganzen Samstag knallte die Sonne nur so runter, ein kleiner Vorgeschmack auf den Marathonsonntag. Abends dann Essen im Steakhaus Ontario. Viel besser, aber auf viel teurer. Und mit Blick auf die Frauenkirche. Aber eigentlich blickt man immer irgendwie auf die Frauenkirche. Ich hatte ein Bisonsteak, was sehr lecker war, nur die Mais-Kidneybohnenbeilage und die Wiskeysauce sollte mir am nächsten Tag noch schwer zu schaffen machen.


Sonntag, Marathontag. Blauer Himmel. Sonnenschein. Gut, dass ich nicht schnell laufen wollte.
Aber die Kidneybohnen meldeten sich und verhießen nichts Gutes für den Rest des Tages. Mit dem Shuttle des Hotels ging es zum Bahnhof, dort in den Zug zum Start nach Königstein. Am Bahnhof machten die anderen am Stehimbiss Frühstück, ich suchte die Bahnhofstoilette auf. Der Zug war recht voll mit Halb- und Ganzmarathonis. Axel, Jutta und Roman hatten Spass und sorgten für Unterhaltung für den ganzen Zug. Als Höhepunkt (auf die angedachten Fesselspiele mit Juttas Armlingen will ich jetzt hier nicht eingehen) kam man auf die Idee Axel mit einer Armbinde auszustatten. Schwarze Schnecke auf gelbem Grund. Normal hätte ich mich gekringelt vor Lachen, aber war mit Gedanken schon in der Zugtoilette. Auf einmal Ansage von Axel an unsere Halbmarathonläufer: „ Hier müsst ihr raus“. Und unsere, und nicht nur diese, hörten aufs Wort. Fast alle HM-Läufer verließen den Zug. Astrid murmelte noch im Vorbeigehen, „Wenn das mal stimmt“, ging dann aber auch. Auf einmal waren sie alle wieder drin. 2 Stationen zu früh hatten sie draußen erfahren! Mensch Axel, was musst Du für eine vertrauenserweckende Ausstrahlung haben. Dann stiegen die HM-Läufer wirklich aus und es wurde etwas gemütlicher. Jutta diskutierte mit sich selbst noch etwa 20 Minuten ihre Kleidung, als wäre es ihr erster Lauf und entschied sich ob der gut 20 Grad um 8:00 doch sicherheitshalber für Armlinge. Man kann ja nie wissen, es kann ja immer mal einen Kälteeinbruch geben. Dann waren wir endlich am Startort angekommen.


Ich machte mich sofort auf die Suche nach einer Toilette und wurde erst mal im Bahnhof durch eine falsche Beschilderung fehlgeleitet. Also fokussierte ich die am Horizont auftauchenden spärlichen Dixies und ging festen Schrittes darauf zu. Da passierte es. Plötzlich kam es aus dem Lautsprecher: „Und da ist der Achim, vor zwei Wochen ist er in der Wüste gelaufen, jetzt ist er hier in Dresden…“. Was war das denn? Ich sah mich um und wen sah ich? Einen fröhlich winkenden Tom neben dem Streckensprecher. Na toll. Ich ging also hin und antwortete verkniffen brav auf die Fragen. „Warum sind sie denn hier?“ „Hhm? Zum Marathon laufen?“ „Wie schnell wolle sie denn laufen? Die Temperaturen sind für sie ja sicher angenehm, oder? Der wievielte Marathon ist es für sie?“ „Ups, AXEL?“ Dann die Rettung, jemand hatte einen Chip gefunden und der Sprecher musste sich um wichtigeres kümmern. Die Schlange an den Dixies war viel zu lang und so schlug ich mich Wüstenmäßig in die Prärie. Nur die Füße wurden hier etwas nasser. Und man muss hier das Klopapier nicht anzünden.


Kurz vorm Start ging es mir wieder einigermaßen gut. Jutta zog tatsächlich ihre Armlinge an. Zusammen mit dem Singlet. Ich fing gerade ordentlich an zu lästern, da kam Tom, auch mit Armlingen, und begrüßte sie mit einem gewinnbringenden Lächeln „Gut siehst du aus“. Alter Schleimer :-). Was will man da noch sagen?

Den Lauf wollte ich zusammen mit Roman laufen. Da Roman seit Wochen Probleme mit der Hüfte und ich noch den MdS in den Knochen hatte, waren gemütliche 3:45 bis 4:00 geplant hatte. Jutta wollte mit Axel zusammen laufen, noch ein bißchen langsamer. Die Strecke war wirklich sehr schön, an der Elbe entlang, vorbei am Elbsandsteingebirge über Pirna zurück nach Dresden. Es wurde immer wärmer, wohl denen die Armlinge haben, so dass die Tempowahl genau die richtige war. Bei km 18 musste ich das letzte Mal den Kidney-Bohnen Tribut zollen, ab dann ging es aufwärts. Also Magenmäßig, die Strecke blieb flach. In Pirna suchten wir noch das Geburtshaus von Romans Großmutter. „Kann nicht so schwer sein, das ist ein blaues Haus, da gibt es bestimmt nicht so viele von“. Haha, es wäre leichter gewesen, nach einem Haus zu suchen, das nicht blau ist. Kurz nach der HM-Marke musste ich leider alleine weiterlaufen. Romans Hüfte tat inzwischen so weh, dass er nicht wusste, ob er würde zu Ende laufen können. Da half es dann auch nicht mehr, meinen MdS-Zeltkameraden Christian zu zitieren „Du musst den Schmerz annehmen und durch ihn hindurchgehen.“ Ich lief also die letzten ca. 18 km alleine weiter meinen Trott, recht konstant. Da jede Menge Läufer der Hitze Tribut zollen mussten, überholte ich dabei noch einen nach dem anderen. Unter anderem auch Tom, dem sein Knie zu schaffen machte. Mit ca. 3:50 kam ich im Stadion in Dresden an. Recht entspannt und zufrieden. Die 10 km und HM Läufer waren auch schon (oder besser noch) da.


Nach ca. 4:10 quälte sich auch Roman ins Ziel. Er hatte also doch nicht aufgegeben und hatte den Schmerz angenommen J. Bravo. Dann lange Zeit nichts. Nach ca. 5h waren aber auch Axel und Jutta im Ziel. Die Hitze hatte Axel doch sehr zugesetzt. Dem Vernehmen nach hat sich Jutta auf der Strecke zum Zeitvertreib als Fotografin, Handytelefoniererin und SMS-Schreiberin betätigt. Falls ich mit 60 noch Marathon laufen kann und mir das passiert, hoffe ich, dass ich eine Pistole dabei habe. Und zwar nicht um MICH zu erschießen.


Bei der obligatorischen Zielbratwurst traf ich auch wieder Tom, der zusammen mit Ultrakollege Norman Bücher am Tisch saß. Er behauptete doch tatsächlich, wie die Jungfrau zum Kinde zum morgendlichen Interview gekommen zu sein. „Ja, und auf einmal hat der mich angesprochen…“ Ja, genau :-).


Am Abend folgte noch ein Abendessen bei einem netten Italiener am blauen Wunder. Allerdings hatte der keine Pizza auf der Speisekarte, was mich in eine kleine Glaubenskrise stürzte (Ich glaube ich kriege hier nichts vernünftiges zu essen (alter Otto-Witz)). Das hat man davon, wenn man zum Nobelitaliener geht.


Montag morgen, wieder Frühstück im Barococo, wieder mit Blick auf die Frauenkirche. Danach brachen die Autofahrer auf. Die Bahnfahrer hatten noch ein paar Stunden und so schauten wir uns dann doch noch die Frauenkirche von innen an und machten wir uns auf, um noch die Neustadt zu erkunden, was auch sehr interessant war. Ein völlig anderer Eindruck, ein ganz anderes Flair. Leider hat uns dann doch noch der Regen erwischt. Gegen 17:00 Zugfahrt nach Mainz wo wir gegen 23:00 ankamen.
Insgesamt wieder mal ein sehr schönes Bretzelwetzerfrühjahrsmarathonwochenende in einer tollen Stadt bei einem schönen und sehr liebevoll organisieren Lauf mit einem sehr herzlichen Publikum.

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