Sonntag, 5. September 2010

Der Berg ist der Chef

Das war die beste Formulierung, die ich beim stöbern in den Foren zum diesjährigen UTMB Debakel gelesen habe. Dies drückt alles aus. Wenn man in die Berge geht, muss man eben mit allem rechnen und was nicht geht, geht eben nicht.
Inzwischen hat es auch die erste offizielle mail an die Teilnehmer gegeben, dazu einen Eintrag eines Mitglieds der Orga im offiziellen Forum. Diese Beiträge möchte ich Euch nicht vorenthalten:

Hier zunächst aus dem Forum vom 31. August:

Quote:

Hallo an alle.
Ihr erwartet Antworten auf alle eure Fragen und das zu Recht, aber erlaubt mir zuvor, ein paar Zahlen in Erinnerung zu rufen:
Über 5.000 registrierte Läufer.
Mehr als 2300 Läufer, die in Saint Gervais und Les Contamines gestoppt wurden und die nicht am Folgetag starten konnten.
600 Läufer des TDS, die überhaupt nicht laufen konnten.
Mehr als 1.000 Läufer des CCC, die um ihren Zieleinlauf gebracht wurden.
1700 Freiwilligen, die entweder überhaupt keine Läufer gesehen haben oder die viele Stunden in der Nacht unterwegs waren, um einen anderen unvorhergesehenen Posten zu übernehmen.
(Aber es gibt nur) 4 Personen, die Vollzeit arbeiten für diese Organisation
+ ein 10 Jähriger, der auch für andere Kunden arbeiten muss.

Man stelle sich die Zahl der Telefonanrufe, E-Mails, Poststücke, Botschaften vor, die wir sorgfältig zu lesen hatten, denn jeder will gehört werden.
Es waren viele Entscheidungen zu treffen ...
Die meisten von euch verstehen die Entscheidung, warum wir verschiedene Rennen annulliert haben, und wir danken Euch dafür:
Sicherheit von Menschen darf man niemals gefährden!

Viele verstehen nicht, warum ein erneuter Start am Folgetag durchgeführt wurde und warum sie nicht die Möglichkeit bekommen haben, daran teilzunehmen.
Manche Entscheidungen können nicht perfekt sein, aber sie müssen getroffen werden.

Ja, wir konnten nicht wissen, dass das Rennen in St Gervais abgesagt werden musste, aber wir wussten in jenem Moment auch noch nicht, dass wir 4 Stunden später mitten in der Nacht ein neues Rennen organisieren mussten und das parallel hierzu ein weiteres anderes Rennen annuliert wurde.

Ja, nicht jeder auf der Welt kann SMS empfangen, wir sind im Senden erfahren, aber wir können nicht das Empfangen garantieren, es sind die Betreibern, die das Privileg besitzen, ihre Telefone auszuschalten.
Wir sind keine Zauberer.
Wie könnten wir mit 3500 Personen telefonieren?
Wie könnten wir diejenigen mit einem Taxi abholen, die nicht reagieren?
Nur unsere Kristallkugeln wissen, wo jeder schlafen ging!
Ich entschuldige mich demütig im Namen der gesamten Organisation, dass wir keine Superhelden sind.
Und ja, es gab nicht genug Platz für den Rest der Welt auf den schmalen Pfaden zwischen Courmayeur und Bertone.
Noch einmal, wir können nicht 20 Bulldozer beauftragen, eine Autobahn anstelle der Gebirgspfade zu planieren.
Unsere Entscheidung hat es erlaubt, das Rennen für 1500 Läufer möglich zu machen.
Ja (und das sage ich bewusst polemisch) dass war auch die Rettung für unsere Sponsoren.
Wenn das Rennen nicht gestartet worden wäre, wäre nicht nur die Edition 2010 verloren gegangen, sondern auch die Edition 2011 und die darauf folgenden in Gefahr gewesen.
Oder würdet ihr 500 Euro bezahlen, um einen UTMB zu laufen ohne Sponsoren in 2011?
Die Verpflegungsstände müssen bezahlt werden; die Busse, die euch zurückbringen, müssen bezahlt werden; die Hubschrauber für die Sicherheitsausrüstung auf den Bergspitzen müssen bezahlt werden; die Zelte, in denen ihr euch regenerieren könnt, müssen bezahlt werden; das Informationsmaterial für die Sicherheitsanweisungen muss bezahlt werden; die Finisher-Westen, die hier so polemisch kritisiert werden (siehe FORUM), wären ohne THE NORTH FACE gar nicht möglich…
Also noch einmal ja, wir haben eine Entscheidung getroffen, die die Veranstaltung für die Sponsoren und für 1300 Läufer gerettet hat.
Es sind 2000 Enttäuschte übriggeblieben.
Wir bereuen unsere Entscheidung nicht und sind auch nicht gleichgültig gegenüber den Läufern.

Wenn ja hätten wir nicht zwei schlaflose Nächte hinter uns gebracht und uns auf den Hosenboden gesetzt, um all dies zu tun.
Die Antworten, die ihr erwartet, werden kommen, aber lasst uns die Zeit für weitere Entscheidungen. Diese sind wichtig und hängen keineswegs von unserem Vergnügen ab.
Wir respektieren alle Läufer, alle freiwilligen Helfer und alle Sponsoren.
Wenn das nicht der Fall wäre, gäbe es längst keinen UTMB mehr, wir hätten uns keine Mühe gegeben, um alles dieses zu tun, ohne Rücksicht auf Kritik aus der Menge, weil keine der möglichen Entscheidungen zu 100% gut oder zu 100% schlecht sein kann.
Wir sind einfach keine Übermenschen, wir haben keine 10 Gehirne, keine 20 Ohren und 20 Arme, um alles auf einmal zu tun.
Wir sind nur Männer und Frauen wie ihr, zwangsläufig unvollkommen, auf einer Abenteuerreise, die manchmal ein wenig an uns vorbei läuft, und wir tun unser Möglichstes, um so viele Menschen wie möglich zufrieden zu stellen.
Sportliche Grüße
Isabelle Viseux-Poletti
PS: für eine einzige Sache verpflichte ich mich persönlich als IT-Manager:
innerhalb einer Woche werden die Läufer, die in Vallorcine oder Trient aufgeben mussten, nicht mehr als „Aussteiger" bezeichnet werden, und diejenigen des UTMB, die in Chamonix gestartet sind, werden nicht mehr als „Nicht gestartet" bezeichnet werden.
Es war die einzige technische Lösung am vergangenen Wochenende, um das alles möglich zu machen, aber wir werden alles daran setzen, das schnellstmöglich zu ändern.
 
End Quote.


Und hier aus der email an die Teilnehmer vom 3. Sep 10:

Quote:

Guten Tag Ihnen allen,
Die Veranstaltung 2010 des Ultra-Trail du Mont-Blanc® wird gewiss allen in Erinnerung bleiben.
Wir hatten besonders schwierige meteorologische Bedingungen zu ertragen, die uns schliesslich dazu gezwungen haben, unumgängliche Entscheidungen zu treffen, um das Schlimmste zu verhindern.
Enttäuschung, Frustration und viele Fragen sind die logischen Folgen dieses so lange erwarteten und so gestörten Wochenendes. Deshalb möchten wir Ihnen zuerst sagen, dass die Organisation dieser Läufe in erster Linie auf die Begeisterung zurückgeht, die das Veranstaltungskomitee, die vielen freiwilligen Helfer und die betroffenen Gemeinden dafür aufbringen. Wir alle sind enttäuscht und betrübt, dass die schlechten Wetterverhältnisse Monate der Vorbereitung und Vorfreude zunichte gemacht haben. Andererseits sind wir froh, dass kein schwerer Unfall passiert ist.
Alle in dieser schwierigen Nacht in Eile getroffenen Entscheidungen wurden in Hinblick auf die Sicherheit der Läufer und der freiwilligen Helfer getroffen, aber auch in der Absicht, möglichst vielen Läufern doch einen Lauf zu ermöglichen.
In einer solchen Krisensituation, mitten in der Nacht und bei sich ständig ändernden Informationen, ist echte Kommunikation sehr schwierig zu verwirklichen.Wir sind uns dessen bewusst, dass viele Läufer und Helfer schlecht informiert wurden. Deshalb bitten wir um Entschuldigung.
Von vielen Seiten erhalten wir Zeichen der Unterstützung und Aufmunterung. Wir wissen aber auch von den vielfältigen Erwartungen.
Sicher verstehen Sie, dass es uns nicht möglich ist, jetzt, unmittelbar nach dem Ereignis, alle Fragen vollständig zu beantworten. Der Durchzug der starken Schlechtwetterfront im « ungünstigsten Moment » soll aber auch daran erinnern, dass eine Veranstaltung im Gebirge nie garantiert werden kann. Mit der Anmeldung geht man auch das Risiko ein, dass die Veranstaltung nicht stattfinden kann.
Trotzdem können wir Ihnen schon heute ankündigen, dass die Läufer des CCC® , die in Vallorcine oder in Trient angehalten wurden, Qualifikationspunkte zugeteilt bekommen : 3 Punkte für den Lauf bis Vallorcine, 2 für den bis Trient. Die Finishers des UTMB®, die in Courmayeur nochmals gestartet sind, erhalten 3 Punkte.
Da alle Mittel eingesetzt worden waren, um den guten Ablauf der Bewerbe zu garantieren, kann die Frage der Rückvergütung der Gebühren erst beantwortet werden, wenn wir über alle nötigen Einzelheiten verfügen. Auch die Anfragen zu den « Anmeldungen 2011 » werden zu einem späteren Zeitpunkt, aber so rasch wie möglich beantwortet werden.
Für das Direktionskomitee des Ultra-Trail du Mont-Blanc
Catherine Poletti, Wettkampfleiterin


End Quote

Interessant finde ich die Äusserung zu den Sponsoren. Spannend ist auch abzuwarten, wie man den letzten Absatz des zweiten Textes verstehen soll. Hört sich schwer nach "Tut uns Leid, höhere Gewalt" an. Ich glaube, ich muss mir doch mal die Mühe machen und die ABGs lesen :-).

Ich halte Euch auf dem Laufenden