Montag, 18. Oktober 2010
FY11 Update
Laut Homepage hat die Erhöhung zwei Ziele, zum einen die hohe Nachfrage nach Startplätzen zu regulieren und zum anderen einen höheren Spendenbeitrag zu erzielen.
Ich denke, ersteres wird zweifelsfrei gelingen.
Ich für meinen Teil habe mich entschieden, mich nicht anzumelden. Spenden gut und schön, aber €200 sind doch wirklich ein Wort und stehen meines Erachtens nach in keinem Verhältnis mehr. Auch kann ich es vor meiner Familie ja kaum noch rechtfertigen, so viel Geld für einen Eintageslauf hinzulegen. Was mir persönlich gar nicht gefällt ist die Tatsache, dass Läufer mit geringerem Einkommen hierdurch immer mehr von solchen Laufveranstaltungen ausgeschlossen werden, was sich ja auch auf den sportlichen Wert niederschlägt. Auf der Veranstalterseite wird zwar vorgeschlagen, man solle Spenden sammeln, um das Startgeld zu finanzieren, aber Klinkenputzen, um seinem Hobby nachgehen zu können ist ja auch nicht jedermanns Sache.
Man wird sehen, wie die Sache angenommen wird und wie lang die Start- und Warteliste dieses Mal seien wird.
Sonntag, 10. Oktober 2010
FY11 - Jahresplanung
Bei meinem amerikanischen Arbeitgeber dreht es sich bei jeglicher Planung von Finanzmitteln und Projekten um diese Termine. Das geht so in Fleisch und Blut über, dass man schon mal Ende September zu jemandem sagt "Lass uns da nächstes Jahr drüber reden" und in ein entsprechend verdutztes Gesicht schaut.
So ging es mir vor ein paar Tagen, als ich meine kommenden Läufe plante und als Zeitrahmen hierbei immer Oktober bis September vor Augen hatte und daher immer wieder von meinen Plänen für nächstes Jahr sprach. Erschreckend.
Aber - der Rahmen steht (Termine siehe Leiste rechts).
Insgesamt ein sehr ambitioniertes Jahr mit einigen Höhepunkten. Es ist dieses Jahr kein Etappenlauf dabei, dafür einige NonStopläufe im >24h Bereich.
Höhepunkt wird sicherlich der UTMB Ende August werden. Ich gehe derzeit fest davon aus, meinen Startplatz sicher zu haben, da ich letztes Jahr nicht gelost wurde. Auch hoffe ich mein Startgeld vom TDS angerechnet zu bekommen. Hier wird man mal sehen.
Sehr freue ich mich auch auf die Erstaustragung des Zugspitz-Ultratrail. Bei dieser 100 km langen Zugspitzumrundung werde ich mit Tom und Heiko auch 2 MDS Zeltgenossen wieder treffen.
Erst vor ein paar Tagen dazu gekommen ist der "kleine Kobolt" Anfang Dezember. Kobolt steht für Koblenz - Bonn - LaufTrail. Also kein Tippfehler. Dieser Lauf wird von Michael Eßer aus Köln veranstaltet. Ich habe Michael letztes Jahr auf Toms Geburtstagsfeier getroffen und er war von den Gästen, glaube ich, der einzige, der Tom und mich ob unseres MdS Vorhabens nicht für völlig verrückt hielt. Der Lauf führt über den Rheinsteig und zwar über genau die 3 Etappen, die ich 2008 mit der Gruppe von Rolf Mahlburg gelaufen bin. Eine sehr schöne wie anspruchsvolle Strecke. Mal sehen, wie sie Nachts seien wird.
Eine Woche danach steht tradionell noch der Eisweinlauf auf dem Programm. Dieses Jahr wird Antje vielleicht mitkommen und die halbe Strecke bei den Nordic Walkern absolvieren. Wäre schön.
Nach dem Rodgau 50 im Januar habe ich dieses Mal fest vor, im Februar die Brocken-Challenge von Göttingen auf den Brocken zu laufen. Der Anmeldetermin steht in meinem Kalender, ich hoffe, ich verpasse ihn nicht wieder.
Im April möchte ich endlich meinen ersten 24h-Lauf absolvieren und habe mir dafür auf Anraten von Jens Vieler den Lauf am Seilersee in Iserlohn ausgesucht. Vielleicht kann ich ja die Bretzelwetzerkollegen noch motivieren, ein Team zu stellen, dann wird es mir auch nicht so langweilig :-).
Der Keufelskopf-Ultra-Trail war einfach zu schön und darf natürlich nicht im Terminplan feheln. Ich hoffe, dass ich mich dieses Jahr nicht wieder verlaufe und dann habe ich ja noch eine Rechnung offen (Gelle Tom?).
Zwischen Zugspitz-Ultra und UTMB habe ich mir als letzten Härtetest noch den Chiemgauer 100 gelegt. Ich hoffe, dass ich hierfür fit genug aus dem Familienurlaub komme und nicht zu sehr dem südfranzösichen Wein fröne (wird schwierig). Wie gesagt, ein ambitioniertes Jahr, ich hoffe, ich kann es einigermassen so durchziehen wie geplant. Los geht es erstmal Ende Oktober mit dem Röntgenlauf (Hey, Bretzelwetzer, ist überhaupt noch jemand dabei?). Falls Mainz 05 allerdings an dem Tag um den 10. Sieg im 10. Spiel spielt, ist mein Start in Remscheid ernsthaft gefährdet. Daher plane ich eine vorher noch den Schwäbisch Alb Marathon zu Laufen, damit das Gewissen nicht ganz so schlecht ist. Aber vielleicht hat sich das ja am Wochenende schon erledigt.
Ich habe übrigens festgestellt, dass ich per BlackBerry Einträge direkt in den Blog schicken kann. Ich werde das beim nächsten Lauf mal ausprobieren. Schade, dass ich das nicht schon beim TDS Desaster wusste, das wäre bestimmt lustig geworden.
Sonntag, 5. September 2010
Der Berg ist der Chef
Inzwischen hat es auch die erste offizielle mail an die Teilnehmer gegeben, dazu einen Eintrag eines Mitglieds der Orga im offiziellen Forum. Diese Beiträge möchte ich Euch nicht vorenthalten:
Hier zunächst aus dem Forum vom 31. August:
Quote:
Hallo an alle.
Ihr erwartet Antworten auf alle eure Fragen und das zu Recht, aber erlaubt mir zuvor, ein paar Zahlen in Erinnerung zu rufen:
Über 5.000 registrierte Läufer.
Mehr als 2300 Läufer, die in Saint Gervais und Les Contamines gestoppt wurden und die nicht am Folgetag starten konnten.
600 Läufer des TDS, die überhaupt nicht laufen konnten.
Mehr als 1.000 Läufer des CCC, die um ihren Zieleinlauf gebracht wurden.
1700 Freiwilligen, die entweder überhaupt keine Läufer gesehen haben oder die viele Stunden in der Nacht unterwegs waren, um einen anderen unvorhergesehenen Posten zu übernehmen.
(Aber es gibt nur) 4 Personen, die Vollzeit arbeiten für diese Organisation
+ ein 10 Jähriger, der auch für andere Kunden arbeiten muss.
Man stelle sich die Zahl der Telefonanrufe, E-Mails, Poststücke, Botschaften vor, die wir sorgfältig zu lesen hatten, denn jeder will gehört werden.
Es waren viele Entscheidungen zu treffen ...
Die meisten von euch verstehen die Entscheidung, warum wir verschiedene Rennen annulliert haben, und wir danken Euch dafür:
Sicherheit von Menschen darf man niemals gefährden!
Viele verstehen nicht, warum ein erneuter Start am Folgetag durchgeführt wurde und warum sie nicht die Möglichkeit bekommen haben, daran teilzunehmen.
Manche Entscheidungen können nicht perfekt sein, aber sie müssen getroffen werden.
Ja, wir konnten nicht wissen, dass das Rennen in St Gervais abgesagt werden musste, aber wir wussten in jenem Moment auch noch nicht, dass wir 4 Stunden später mitten in der Nacht ein neues Rennen organisieren mussten und das parallel hierzu ein weiteres anderes Rennen annuliert wurde.
Ja, nicht jeder auf der Welt kann SMS empfangen, wir sind im Senden erfahren, aber wir können nicht das Empfangen garantieren, es sind die Betreibern, die das Privileg besitzen, ihre Telefone auszuschalten.
Wir sind keine Zauberer.
Wie könnten wir mit 3500 Personen telefonieren?
Wie könnten wir diejenigen mit einem Taxi abholen, die nicht reagieren?
Nur unsere Kristallkugeln wissen, wo jeder schlafen ging!
Ich entschuldige mich demütig im Namen der gesamten Organisation, dass wir keine Superhelden sind.
Und ja, es gab nicht genug Platz für den Rest der Welt auf den schmalen Pfaden zwischen Courmayeur und Bertone.
Noch einmal, wir können nicht 20 Bulldozer beauftragen, eine Autobahn anstelle der Gebirgspfade zu planieren.
Unsere Entscheidung hat es erlaubt, das Rennen für 1500 Läufer möglich zu machen.
Ja (und das sage ich bewusst polemisch) dass war auch die Rettung für unsere Sponsoren.
Wenn das Rennen nicht gestartet worden wäre, wäre nicht nur die Edition 2010 verloren gegangen, sondern auch die Edition 2011 und die darauf folgenden in Gefahr gewesen.
Oder würdet ihr 500 Euro bezahlen, um einen UTMB zu laufen ohne Sponsoren in 2011?
Die Verpflegungsstände müssen bezahlt werden; die Busse, die euch zurückbringen, müssen bezahlt werden; die Hubschrauber für die Sicherheitsausrüstung auf den Bergspitzen müssen bezahlt werden; die Zelte, in denen ihr euch regenerieren könnt, müssen bezahlt werden; das Informationsmaterial für die Sicherheitsanweisungen muss bezahlt werden; die Finisher-Westen, die hier so polemisch kritisiert werden (siehe FORUM), wären ohne THE NORTH FACE gar nicht möglich…
Also noch einmal ja, wir haben eine Entscheidung getroffen, die die Veranstaltung für die Sponsoren und für 1300 Läufer gerettet hat.
Es sind 2000 Enttäuschte übriggeblieben.
Wir bereuen unsere Entscheidung nicht und sind auch nicht gleichgültig gegenüber den Läufern.
Wenn ja hätten wir nicht zwei schlaflose Nächte hinter uns gebracht und uns auf den Hosenboden gesetzt, um all dies zu tun.
Die Antworten, die ihr erwartet, werden kommen, aber lasst uns die Zeit für weitere Entscheidungen. Diese sind wichtig und hängen keineswegs von unserem Vergnügen ab.
Wir respektieren alle Läufer, alle freiwilligen Helfer und alle Sponsoren.
Wenn das nicht der Fall wäre, gäbe es längst keinen UTMB mehr, wir hätten uns keine Mühe gegeben, um alles dieses zu tun, ohne Rücksicht auf Kritik aus der Menge, weil keine der möglichen Entscheidungen zu 100% gut oder zu 100% schlecht sein kann.
Wir sind einfach keine Übermenschen, wir haben keine 10 Gehirne, keine 20 Ohren und 20 Arme, um alles auf einmal zu tun.
Wir sind nur Männer und Frauen wie ihr, zwangsläufig unvollkommen, auf einer Abenteuerreise, die manchmal ein wenig an uns vorbei läuft, und wir tun unser Möglichstes, um so viele Menschen wie möglich zufrieden zu stellen.
Sportliche Grüße
Isabelle Viseux-Poletti
PS: für eine einzige Sache verpflichte ich mich persönlich als IT-Manager:
innerhalb einer Woche werden die Läufer, die in Vallorcine oder Trient aufgeben mussten, nicht mehr als „Aussteiger" bezeichnet werden, und diejenigen des UTMB, die in Chamonix gestartet sind, werden nicht mehr als „Nicht gestartet" bezeichnet werden.
Es war die einzige technische Lösung am vergangenen Wochenende, um das alles möglich zu machen, aber wir werden alles daran setzen, das schnellstmöglich zu ändern.
End Quote.
Und hier aus der email an die Teilnehmer vom 3. Sep 10:
Quote:
Guten Tag Ihnen allen,
Die Veranstaltung 2010 des Ultra-Trail du Mont-Blanc® wird gewiss allen in Erinnerung bleiben.
Wir hatten besonders schwierige meteorologische Bedingungen zu ertragen, die uns schliesslich dazu gezwungen haben, unumgängliche Entscheidungen zu treffen, um das Schlimmste zu verhindern.
Enttäuschung, Frustration und viele Fragen sind die logischen Folgen dieses so lange erwarteten und so gestörten Wochenendes. Deshalb möchten wir Ihnen zuerst sagen, dass die Organisation dieser Läufe in erster Linie auf die Begeisterung zurückgeht, die das Veranstaltungskomitee, die vielen freiwilligen Helfer und die betroffenen Gemeinden dafür aufbringen. Wir alle sind enttäuscht und betrübt, dass die schlechten Wetterverhältnisse Monate der Vorbereitung und Vorfreude zunichte gemacht haben. Andererseits sind wir froh, dass kein schwerer Unfall passiert ist.
Alle in dieser schwierigen Nacht in Eile getroffenen Entscheidungen wurden in Hinblick auf die Sicherheit der Läufer und der freiwilligen Helfer getroffen, aber auch in der Absicht, möglichst vielen Läufern doch einen Lauf zu ermöglichen.
In einer solchen Krisensituation, mitten in der Nacht und bei sich ständig ändernden Informationen, ist echte Kommunikation sehr schwierig zu verwirklichen.Wir sind uns dessen bewusst, dass viele Läufer und Helfer schlecht informiert wurden. Deshalb bitten wir um Entschuldigung.
Von vielen Seiten erhalten wir Zeichen der Unterstützung und Aufmunterung. Wir wissen aber auch von den vielfältigen Erwartungen.
Sicher verstehen Sie, dass es uns nicht möglich ist, jetzt, unmittelbar nach dem Ereignis, alle Fragen vollständig zu beantworten. Der Durchzug der starken Schlechtwetterfront im « ungünstigsten Moment » soll aber auch daran erinnern, dass eine Veranstaltung im Gebirge nie garantiert werden kann. Mit der Anmeldung geht man auch das Risiko ein, dass die Veranstaltung nicht stattfinden kann.
Trotzdem können wir Ihnen schon heute ankündigen, dass die Läufer des CCC® , die in Vallorcine oder in Trient angehalten wurden, Qualifikationspunkte zugeteilt bekommen : 3 Punkte für den Lauf bis Vallorcine, 2 für den bis Trient. Die Finishers des UTMB®, die in Courmayeur nochmals gestartet sind, erhalten 3 Punkte.
Da alle Mittel eingesetzt worden waren, um den guten Ablauf der Bewerbe zu garantieren, kann die Frage der Rückvergütung der Gebühren erst beantwortet werden, wenn wir über alle nötigen Einzelheiten verfügen. Auch die Anfragen zu den « Anmeldungen 2011 » werden zu einem späteren Zeitpunkt, aber so rasch wie möglich beantwortet werden.
Für das Direktionskomitee des Ultra-Trail du Mont-Blanc
Catherine Poletti, Wettkampfleiterin
End Quote
Interessant finde ich die Äusserung zu den Sponsoren. Spannend ist auch abzuwarten, wie man den letzten Absatz des zweiten Textes verstehen soll. Hört sich schwer nach "Tut uns Leid, höhere Gewalt" an. Ich glaube, ich muss mir doch mal die Mühe machen und die ABGs lesen :-).
Ich halte Euch auf dem Laufenden
Sonntag, 29. August 2010
TDS 2010 - Was für ein Frust
Doch der Reihe nach.
Nach meiner etwa 6 wöchigen Faulenzerei im Juni/Juli hatte ich mich im Urlaub in Kärnten im wunderschönen Hotel Feuerberg auf der Gerlitzen Alp und mit dem Doppelmarathon beim Gondoevent doch noch recht gut vorbereitet. Die Formkurve ging jedenfalls eindeutig nach oben.
Donnerstag früh machten wir, Antje und ich, uns daher frohen Mutes auf nach Chamonix. Glücklicherweise war ich nicht allein unterwegs, denn ich war doch sehr müde von der Arbeitswoche. Antje fuhr, ich schlief, eine perfekte Aufgabenteilung. Am frühen Nachmittag kamen wir in unserem netten, kleinen Hotel in Argentiere bei Chamonix an. Schönes Zimmer mit Blick auf den Gletscher, strahlender Sonnenschein, blauer Himmel, alles bestens.
Wir fuhren schnell noch nach Chamonix rein, um die Startunterlagen abzuholen und dadurch den Freitag frei zum Ausruhen zu haben.
Die Ausgabe der Startunterlagen klappte sehr gut, wenn auch mit ordentlicher Wartezeit. Aber alles war sehr straff durchorganisiert, an jedem Stand war jemand für eine bestimmte Handlung eingeteilt, so das man recht gut durch das Prozedere geschleust wurde: 20 € bezahlen für Leihchips - unterschreiben, dass man die Pflichtausrüstung mitnimmt - Laufrucksack markieren - Startnummer - Chip ans Handgelenk - Gutschein für T-Shirt - Ticket für den Bus - und raus.
Bei der Startnummernausgabe hatte ich wieder das Gefühl, dass mich schon in den Monaten vorher öfters beschlichen hatte: Auch wenn der TDS mit seinen 111 km und 7000 hm ein durchaus respektabler Lauf ist, taugt es einfach nichts, bei einer Veranstaltung nicht den Hauptlauf zu machen (vorausgesetzt man traut ihn sich sportlich zu). Ich kam mir schon etwas diskriminiert vor, als ich das blaue statt dem gelben Armband bekam und mit meiner grossen weißblauen Plastiktüte da raus marschierte. Da möchte man den anderen zurufen: "Ja, schaut mich nicht so an, ich laufe den TDS nur, weil ich nicht für den UTMB gelost wurde und ich könnte euch mit Quali-Punkten zuschmeißen:" Aber wahrscheinlich habe ich mir das nur eingebildet und mich hat gar keiner angeschaut.
Danach gingen Antje und ich noch über die Läufermesse. Dort gab es alles, was das Trailläuferherz begehrt. Rucksäcke, superleichte Wanderstöcke, Kompressionskleidung, Trailschuhe...Und dort gab es auch das Läufergeschenk, ein Funktionsshirt von The North-Face. Auf den ersten Blick ein wunderschönes Teil, bis ich es herum gedreht habe. Auf der Rückseite war nämlich das Profil des UTMB abgebildet. Ich bin also nochmal zurück: "Excuse me, I run the TDS not the UTMB." "No, ids se sem shirt for all runners." Na toll. Ihr Franzosen. Erst lasst ihr mich nicht bei den Grossen mitlaufen und dann demütigt ihr mich noch mit dem T-Shirt. Also, wer Interesse hat, demnächst mal bei ebay schauen.
Wir haben dann noch ein paar Kleinigkeiten eingekauft und sind dann, nach einer Pizza, zurück ins Hotel um rechtzeitig schlafen zu gehen.
Nachts ging es los. Ich dachte erst, da führen jede Menge LKW an unseren Hotel vorbei bis ich merkte, daß das Regen war. Am Morgen dann die bittere Wahrheit: Der Himmel hatte seine Schleusen geöffnet, vom blauen Himmel nichts mehr zu sehen. Es goss wie aus Kübeln, so heftig, wie ich es lange nicht mehr gesehen hatte. Gegen 11:00 machte der Regen eine kurze Pause, die wir zum Einkaufen nutzten. Immer wieder mussten wir sorgenvoll an Tom und die anderen PTL Läufer denken, die jetzt irgendwo auf 2500 bis 3000 m unterwegs waren (Wie ich eben telefonisch erfahren habe, saß Tom zu diesem Zeitpunkt schon im Bus zurück nach Chamonix. Er hatte in der Nacht von Donnerstag auf Freitag Vernunft walten lassen und aufgrund der extremen Bedingungen das Rennen beendet. Aber er ist schon wieder guter Dinge und plant für nächstes Jahr :-) ).
Um 13:00, nach einem ordentlichen Mittagessen, habe ich mich dann nochmal schlafen gelegt, draußen hatte der heftige Regen wieder eingesetzt. Wir redeten uns die Situation immer wieder schön, sagten, mein Lauf startet ja erst um 24:00 und bis dahin könne es ja wieder aufhören. Aber wenn man sich in den Bergen ein bisschen auskennt wusste man, daß die Wege diesen Regen nicht so einfach verkraften und das dies ein alles andere als angenehmer Lauf werden würde. Von der Kälte auf den Pässen gar nicht zu reden. Ich stellte also auf Goretex Schuhe um und packte noch Wechselkleidung in den Rucksack. Um 18:30, der UTMB Startzeit hatte wieder heftiger Regen eingesetzt. Aber wir hatten ja noch 4,5 Stunden.
Gegen 20:30 fuhr Antje mich nach Chamonix. Um 21:30 sollte mein Bus abfahren. Am Abfahrtspunkt standen aber schon (oder noch) 4 Busse und davor jede Menge Läufer. Es wurde 21:45 und es tat sich nichts. Keine Information was los war. Dann gingen die ersten Läufer in die Sporthalle und schließlich trotteten alle hinterher. Auch in der Halle wusste erstmal keiner was los war. Dann, gegen 22:15 eine Bekanntgabe auf französisch. Gemurmel bei den Franzosen. Da von meinen 4 Jahren Schulfranzösisch nichts hängen geblieben ist, versuchte ich einen Franzosen zufinden, der englisch spricht. Gar nicht so einfach. Schließlich sagte mir einer: UTMB ist abgebrochen, TDS Start verschoben. Wir machten es uns also so bequem es ging und warteten. Dann kam eine SMS vom Veranstalter, TDS Start auf frühestens 3:00 Uhr verschoben. Erstmal Antje anrufen: "Bitte Handy neben das Kopfkissen legen, vielleicht musst du mich abholen." Wieder versuchte ich zu schlafen, bis wir dann in die grosse Halle gerufen wurden zur allgemeinen Information. Man versuchte die Läufer in 5 Sprachen zu informieren. Französisch, englisch, spanisch, italienisch, deutsch. In der Reihenfolge. Was eigentlich ziemlich lustig war, wenn es nicht so traurig gewesen wäre. Denn während der Franzose etwa 2 Minuten sprach wurde es von Land zu Land immer weniger und der Deutsche sagte immer einen Satz und der war meistens falsch. Zum Beispiel wurde groß erklärt, das man versuchen wollte um 5:00 zu starten, dass man, wenn man um 5:00 starten wolle aber um 2:00 anfangen müsste die Läufer nach Courmayeur zu bringen. Allerdings bräuchte man derzeit die Busse um die UTMB Läufer wieder zurück nach Chamonix zu bringen. Bis 2:00 Uhr würde man Bescheid bekommen, wie und ob es weiter geht und bis dahin solle man in der Halle bleiben. Deutsche Übersetzung: "Mir laufe um 5:00 los und um 2:00 sagen se uns wie es weiter geht." Zum schiessen.
Was wirklich ärgerlich war ist das die Franzosen immer anfingen zu diskutieren, sobald der französiche Teil vorbei war. Rücksichtnahme auf andere Nationen Fehlanzeige. Wie man überhaupt sagen muss, die Kommunikation war wirklich Mangelhaft. Aber man muss den Leuten ja zu Gute halten, daß auf diese Situation wohl keiner vorbereitet war. Und wenn man 5 mal nachgefragt hat, hat man auch irgendwann mitbekommen, was los ist.
Also bis 2:00 sollten wir warten. Wieder Antje angerufen und wieder versucht zu schlafen. Beim Gedanken, erst um 5:00 loszulaufen und dann die ganze 2te Nacht bei den Bedingungen durchzulaufen wurde mir auch nicht gerade besser zu Mute. Dann um ca. 1:00 die Entscheidung (auf französich natürlich): Der TDS ist abgesagt. Zu dem Zeitpunkt war ist fast froh darüber. Zwar auch enttäuscht, aber im grossen und ganzen war es mir egal. Ich wollte nur noch Heim. Also noch mal Antje angerufen: "Bitte hol mich ab". Auf dem Weg aus der Halle kamen mir viele traurige UTMB Läufer entgegen, die gerade mit den Bussen eingetroffen waren. Da wurde mir klar, es hätte schlimmer kommen können.
Gegen zwei Uhr war ich zurück im Hotel und habe mich erstmal über Käse und Baguette hergemacht, das wir Mittags eingekauft haben. Wie Antje so schön sagte: "Das können sie."
Mitten in der Nacht kamen dann noch 2 SMS. Am nächsten Tag um 10:00 würde ein Ersatzlauf auf der Strecke des CCC statfinden. Abfahrt der Busse um 6:30. Limitiert auf 1000 Läufer. Nee, danke.
Was wirklich auf den Strecken los war, weiss ich noch nicht. Ich habe mit keinem UTMB-Läufer direkt gesprochen. Einen Bekannten habe ich in der Nacht nicht getroffen und irgendeinen ansprechen wollte ich nicht, denn ich konnte mir denken, wie die Leute sich fühlten. Gerüchteweise hörte man aber von Erdrutschen, die die Strecke unpassierbar gemacht hätten, von kniehohem eiskalten Wasser auf den Bergabpassagen und Schnee auf 2000 m. Und was ich von Tom von der PTL Strecke gehört habe, war auch alles andere als lustig. Ich denke, die Veranstalter haben es sich sicher nicht leicht gemacht mit dieser Entscheidung. Aber die Sicherheit muss nun mal vorgehen und daher war es wohl auch richtig so.
Am nächsten Morgen sind wir direkt nach dem Frühstück aufgebrochen. Ab 10:00 hätten wir noch die 20 € für die Leihchips wiederbekommen können. Aber nochmal nach Chamonix reinfahren, parken, Shuttlebus, anstellen? Da haben wir doch lieber auf das Geld verzichtet.
Die Rückfahrt verlief ganz gut, auf dem Heimweg noch zwei schöne Steaks für das Abendessen gekauft und als wir gerade zu Hause ankamen, fiel das 4:3 für Mainz in Wolfsburg. Na, wenn das kein gutes Wochenende war.
Dienstag, 13. Juli 2010
Nach 2 faulen Monaten...
Direkt nach dem Keufelskopf Ultra bin ich noch im Mai in ein tiefes Loch der Lustlosigkeit gefallen. Die Motivation war einfach weg, dazu kam viel Arbeit im Büro und eine enorme körperliche wie geistige Müdigkeit. Erstes Opfer dieser Phase war der 24h-Lauf in Rockenhausen. Je näher der Lauf kam, um so öfter dachte ich mir "jetzt musst du aber wieder loslegen, sonst wird das nichts". Aber der Lauf kam immer näher, nur losgelegt habe ich nicht. Also war die logische Konsequenz, den Lauf nicht anzutreten. Seit dem geht es etwas besser. Ich laufe wieder regelmässig Runden im Taunus, inzwischen auch wieder lockerer als am Anfang. Und das trotz Hitze und WM.
Morgen geht es nun erstmal für 2 Wochen nach Kärnten auf die Gerlitzen Alpe. Auf 1750 m Seehöhe hoch über dem Ossiacher See werde ich mal ein bißchen an meiner Bergablauftechnik feilen. Dazu ein bißchen MTB fahren, schwimmen im Bergsee und Regeneration im Wellnessbereich, dann sollte ich auch wieder richtig in Form kommen. Einzige Gefahr: Als wir vor 6 Jahren dort waren, war das Essen extrem gut.
Aber ich werde schon die richtige Balance finden und dann freue ich mich dann schon auf den Gondo Event am 7/8. August. Ein Blick auf die Teilnehmerliste verspricht eine gute Stimmung. Die Geschwister Fürchterlich, Brigitte und Rolf Mahlburg uvm werden dort sein. Da lohnt sich doch das Training.
Bis bald
Sonntag, 16. Mai 2010
„Wenn gar nichts mehr geht…
…50 km gehen immer noch“.
So zu lesen auf dem km 35 Schild beim gestrigen Keufelskopf Ultra Trail (K-UT). Zu dem Zeitpunkt fand ich das noch lustig. Später nicht mehr - Jetzt aber wieder.
Doch der Reihenfolge nach. Eine knappe Woche nach einem mit 3h40min etwas zu schnell gelaufenen Mainz-Marathon brach ich Samstagmorgen um 4:15 auf Richtung Pfälzer Bergland. Um 6:00 sollte der Start sein für den 85 km langen Trail, der zudem 2800 hm aufzuweisen hat. Das nochmalige Studium der K-UT Homepage am Vorabend bestätigte meinen Verdacht, dass dies ein ganz hartes Ding würde. Ein Verdacht, der sich bestätigen sollte.
Gegen 5:15 kam ich im Sportheim in Reichsweiler bei Landstuhl an. Dort traf ich die üblichen Verdächtigen. Tom (klar), der eine Woche vor der Tortour de Ruhr nochmal ein paar Kilometer in die Beine bekommen wollte. Armin Wolf aus Regensburg, auch schon beim Swiss Jura Marathon und beim Allgäu Ultra Trail dabei. Armin bereitet sich derzeit auf den UTMB vor, für den er gemeinerweise einen Startplatz ergattert hat. Letzte Woche war er am Rennsteig, ansonsten hat er noch Thüringen Ultra und Chiemgau 100 auf dem Programm. Hört sich nach einer soliden Vorbereitung an. Auch Gerald Baudek war zugegen, der sich nach dem Trans Gran Canaria und seinem M40 Sieg beim Weiltalmarathon für den 22 km langen Mini-Trail entschieden hatte.
Kurz vor dem Start stellte ich fest, dass ich die Ausschreibung (mal wieder) nicht gut genug gelesen hatte. Es gab wohl die Möglichkeit an die 4 Verpflegungsposten, an denen es vom Veranstalter ausschließlich Wasser gab, eigene Flaschen transportieren zu lassen. Darauf war ich leider nicht vorbereitet, hatte keine Cola o. ä. dabei. Lediglich meine Flasche Peronin deponierte ich an VP 2 (km 41.8), anstatt sie mit mir zu tragen.
Nach kurzer Ansprache des Veranstalters Eric Tuerlings folgte ein Start, der die Entspanntheit deutlich macht, die mir bei Ultra-Läufen so gut gefällt. Kein Gedränge, kein Rumhüpfen, kein Startschuss. Nur ein kurzes: „So, geht los“ von Eric. Und es ging los.
Die Strecke hielt wirklich alles was sie versprach und erinnerte mich immer wieder an den Swiss Jura Marathon. Sehr matschig und rutschig. Enge Trails, steile An- und Abstiege, wurzelige und steinige Wege, bei denen man sehr aufpassen muss, nasse Wiesen, Waldwege, kurz gesagt alles was das Trailläuferherz begehrt. Und sehr anspruchsvoll.
Bis zur Halbzeit war ich noch gut unterwegs, hatte eine Zielzeit von unter 11:00 vor Augen. Dann begann jedoch mein kleines Drama. Es fing damit an, dass ich mich bei etwa km 54 verlief. Ich hatte wohl eine Markierung übersehen und lief ca. 500 m einen Berg hinauf. Oben angekommen kamen mir schon 2 verzweifelte Läufer entgegen, die den gleichen Fehler gemacht hatten. Wir diskutierten kurz, warteten ob noch jemand kommt und beschlossen dann, zu km 53 zurückzulaufen. Kurz davor trafen wir wieder andere Läufer und wir erkannten unser Missgeschick. Danach ging bei mir auf einmal nicht mehr viel. Zum einen war ich sauer wegen der verlorenen Zeit und Kraft, zum anderen merkte ich, dass ich meinen Rucksack nicht Ultragerecht gepackt hatte. Nichts Herzhaftes und auch keine Schokolade. Nur Riegelmist. An VP 3 (km 55) hätte mir eine Cola gut getan. Das Squeezy-Cola- Gel hatte ich für VP 4 vorgesehen und dummerweise hielt ich mich an diesen Plan. Ca. 3 km später kam die Abrechnung, aber da war es zu spät. Der Hungerast war da, ich hatte kein Wasser um das Squeezy nachzuschieben. Dazu merkte ich langsam den Gutenberg-Marathon in meinen Beinen. Ich wurde immer langsamer, musste an leichten Steigungen und auch im flachen immer öfter gehen und wurde ständig überholt.
Kurz vor VP4 schob sich eine Gruppe an mir vorbei, bei der auch Tom mitlief. Ihm schien es richtig gut zu gehen. Er begrüßte mich fröhlich von hinten und ich jammerte zurück.
Dann endlich VP4. Ich aß alles was ich hatte, inkl. Squeezy Cola, füllte einen Beutel Xenofit Pulver in meine Trinkblase (was eine fürchterlich Sauerei war) und schnorrte mir von einem Mitläufer seine Cola, die er nicht mehr brauchte (unbekannter Läufer, ich danke Dir!).
Danach ging es mir merklich besser. Ich konnte bis auf die steilen Passagen wieder kontinuierlich durchlaufen und auf den flachen Passagen wieder so etwas wie Tempo machen.
Bei km 71 begann der letzte Anstieg. Eine Steigung die mir liegt, die man noch gut laufen kann. Ich quälte mich also die Serpentinen hoch und hier muss mir leider mein 2tes Missgeschick unterlaufen sein. Irgendwie muss ich falsch gelaufen sein und dabei aus Versehen gut einen km abgekürzt haben. Rekonstruiert denke ich, ich habe von weitem eine Markierung im Baum gesehen, die zu einem späteren Abschnitt gehörte, bin in die Richtung gelaufen und habe dadurch eine Schleife ausgelassen. Später im Ziel habe ich gehört, dass ich nicht der einzige war, dem das passiert ist. Auf jeden Fall wunderte ich mich, dass km 78 so schnell kam. Und ich wunderte mich, dass ich Tom, obwohl ich jetzt wieder besser drauf war und ein normales Tempo lief, nicht wenigstens dort, wo man weite Sicht hatte, irgendwo hatte am Horizont sah. Ich quälte mich weiter dem Ziel entgegen und amüsierte mich wieder über die lustigen Schilder (z. B. „Genieße Deinen Schmerz, Du hast ihn Dir verdient“ oder „Wenn du nicht blutest, war es kein Trail“). Zum Schluss wurde ich wieder öfters an den Swiss Jura erinnert. Immer wenn man denkt, dass war’s, jetzt geht es nur noch ein paar km gemütlich nach Hause, schicken sie dich wieder den Berg hoch. Und das noch mehrmals und richtig fies. Aber wenigstens die letzten 1.5 km ließ man uns laufen. Und nach 11:26 hatte ich endlich das Ziel vor Augen. Die 3 Jungs um mich rum legten noch einen Zielsprint hin, ich ließ sie sprinten.
Im Ziel hielt ich nach Tom Ausschau, er war aber nicht aufzufinden. Ich nahm mir mein Weizenbier (hmm lecker) und stand da ein bisschen herum und da kam er auf einmal ins Ziel. „Wo habe ich den denn überholt?“, dachte ich mir. Gleiches dachte er wohl auch, wie ich seinem erstaunten Blick entnehmen konnte. Da wurde es mir auf einmal klar. Der km 78, der viel zu früh kam, da stimmte was nicht. Und genau da musste ich Tom und auch Armin, der mit Tom kam, leider überholt haben. Tut mir echt leid, Jungs. War keine böse Absicht.
Und für Dich Tom, mein Freund, hier nochmal schwarz auf weiß:
JA, DU HAST MICH GESTERN BESIEGT!!!
Ich habe mich auch mächtig geärgert, nicht die gesamte, richtige Strecke gelaufen zu sein und wär am liebsten noch mal zurück (OK, ist gelogen). Aber egal ob 84 oder 85 km, es war anstrengend genug, wie mir meine Beine heute eindeutig zu erkennen geben.
Der K-UT, ein absoluter Geheimtipp für Leute die sich mal richtig quälen wollen. Man glaubt gar nicht, was für tolle Strecken es im Pfälzer Wald gibt. Das Problem dürfte sein, dass man sie alleine nicht finden würde.
Montag, 3. Mai 2010
Bretzelwetzer on Tour 2010 - Oberelbe Marathon
Nachdem wir in den letzten Jahren immer beim Hamburg Marathon waren, hatten wir uns dieses Mal für den Oberelbe-Marathon in Dresden entschieden.
Vorteile:
1. Mal was anderes
2. 4 Verschiedene Strecken, insofern für jeden etwas dabei
3. Bei der Stadtrundfahrt keine Witze über die nicht vorhandenen Jungfern auf dem Jungfernstieg
Mit insgesamt 13 Leuten brachen wir am Freitagmorgen auf, 9 per Bahn und 4 per Auto. Von den 13 wollten 12 laufen, 4 x 10 km, 4 x HM und 4 x Marathon.
Als Unterkunft hatte Roman das Dorinth Hotel in Dresden gebucht, sehr gute Wahl, gut gelegen, schöne Zimmer und erstaunlich preiswert.
Für Freitagnachmittag war ein erster Stadtrundgang angesagt, etwas treiben und die Stadt auf sich wirken lassen. Da ich vorher noch nicht in Dresden war, war dies für mich sehr interessant. Insbesondere die wieder aufgebaute Frauenkirche war sehr beeindruckend. Unglaublich, dass man ein solches Bauwerk in der heutigen Zeit noch errichten kann. Die dunklen Originalsteine in der Fassade lassen das Ausmaß der Zerstörung erkennen. Auch der gesamte Bereich um die Frauenkirche herum ist sehr schön restauriert. Man kann nur erahnen, wie schön diese Stadt im Originalzustand gewesen sein muss. Die Stadtrundfahrt am Samstag sollte dies noch bestätigen.
Nach dem ersten Bummeln stand die Wiedervereinigung auf Bretzelwetzer auf der Marathonmesse im WTC (World Trade Center – interessanter Name)an. Dies ist aber eher eine glasüberdachte Shopping Mall als ein Welthandelszentrum. Aber das Ambiente war sehr nett, da könnte man sich in Mainz vielleicht mal ein Beispiel nehmen und die Marathonmesse vom stickigen Rheingoldhallenfoyer ins Fort Malakoff verlegen. Dann wäre dort auch mal was los.
Nach einer kurzen Hotelzimmeraperitifparty zu Ehren von Astrids Geburtstag war die ganze Truppe abends zum Essen im rustikalen historischen Restaurant Pulverturm. Ich will jetzt nicht sagen Touristennepp, wenn auch wahrscheinlich kein Einheimischer dort war. Das Ambiente war wirklich sehr nett und die Preise sind auch OK, so dass man nicht von Abzocke reden kann. Nur die Qualität des Essens ließ doch eher etwas zu wünschen übrig. Aber das darf man auf keinen Fall der Bedienung sagen, wenn sie fragt: „Hat’s geschmeckt?“. Oh, böser Fehler, das gibt einen mächtigen Anschiss.
Samstags das große Touri-Programm: Stadtrundfahrt, Standseilbahnfahrt zum Luisenhof, Schiffsfahrt zurück. An der Frauenkirche war die Schlange zu lang, daher bin ich mit Antje und Birgitta auf die Kuppel gestiegen. Man gönnt sich ja sonst nichts vor einem Marathon. Hat sich aber gelohnt, toller Ausblick. Den ganzen Samstag knallte die Sonne nur so runter, ein kleiner Vorgeschmack auf den Marathonsonntag. Abends dann Essen im Steakhaus Ontario. Viel besser, aber auf viel teurer. Und mit Blick auf die Frauenkirche. Aber eigentlich blickt man immer irgendwie auf die Frauenkirche. Ich hatte ein Bisonsteak, was sehr lecker war, nur die Mais-Kidneybohnenbeilage und die Wiskeysauce sollte mir am nächsten Tag noch schwer zu schaffen machen.
Sonntag, Marathontag. Blauer Himmel. Sonnenschein. Gut, dass ich nicht schnell laufen wollte.
Aber die Kidneybohnen meldeten sich und verhießen nichts Gutes für den Rest des Tages. Mit dem Shuttle des Hotels ging es zum Bahnhof, dort in den Zug zum Start nach Königstein. Am Bahnhof machten die anderen am Stehimbiss Frühstück, ich suchte die Bahnhofstoilette auf. Der Zug war recht voll mit Halb- und Ganzmarathonis. Axel, Jutta und Roman hatten Spass und sorgten für Unterhaltung für den ganzen Zug. Als Höhepunkt (auf die angedachten Fesselspiele mit Juttas Armlingen will ich jetzt hier nicht eingehen) kam man auf die Idee Axel mit einer Armbinde auszustatten. Schwarze Schnecke auf gelbem Grund. Normal hätte ich mich gekringelt vor Lachen, aber war mit Gedanken schon in der Zugtoilette. Auf einmal Ansage von Axel an unsere Halbmarathonläufer: „ Hier müsst ihr raus“. Und unsere, und nicht nur diese, hörten aufs Wort. Fast alle HM-Läufer verließen den Zug. Astrid murmelte noch im Vorbeigehen, „Wenn das mal stimmt“, ging dann aber auch. Auf einmal waren sie alle wieder drin. 2 Stationen zu früh hatten sie draußen erfahren! Mensch Axel, was musst Du für eine vertrauenserweckende Ausstrahlung haben. Dann stiegen die HM-Läufer wirklich aus und es wurde etwas gemütlicher. Jutta diskutierte mit sich selbst noch etwa 20 Minuten ihre Kleidung, als wäre es ihr erster Lauf und entschied sich ob der gut 20 Grad um 8:00 doch sicherheitshalber für Armlinge. Man kann ja nie wissen, es kann ja immer mal einen Kälteeinbruch geben. Dann waren wir endlich am Startort angekommen.
Ich machte mich sofort auf die Suche nach einer Toilette und wurde erst mal im Bahnhof durch eine falsche Beschilderung fehlgeleitet. Also fokussierte ich die am Horizont auftauchenden spärlichen Dixies und ging festen Schrittes darauf zu. Da passierte es. Plötzlich kam es aus dem Lautsprecher: „Und da ist der Achim, vor zwei Wochen ist er in der Wüste gelaufen, jetzt ist er hier in Dresden…“. Was war das denn? Ich sah mich um und wen sah ich? Einen fröhlich winkenden Tom neben dem Streckensprecher. Na toll. Ich ging also hin und antwortete verkniffen brav auf die Fragen. „Warum sind sie denn hier?“ „Hhm? Zum Marathon laufen?“ „Wie schnell wolle sie denn laufen? Die Temperaturen sind für sie ja sicher angenehm, oder? Der wievielte Marathon ist es für sie?“ „Ups, AXEL?“ Dann die Rettung, jemand hatte einen Chip gefunden und der Sprecher musste sich um wichtigeres kümmern. Die Schlange an den Dixies war viel zu lang und so schlug ich mich Wüstenmäßig in die Prärie. Nur die Füße wurden hier etwas nasser. Und man muss hier das Klopapier nicht anzünden.
Kurz vorm Start ging es mir wieder einigermaßen gut. Jutta zog tatsächlich ihre Armlinge an. Zusammen mit dem Singlet. Ich fing gerade ordentlich an zu lästern, da kam Tom, auch mit Armlingen, und begrüßte sie mit einem gewinnbringenden Lächeln „Gut siehst du aus“. Alter Schleimer :-). Was will man da noch sagen?
Den Lauf wollte ich zusammen mit Roman laufen. Da Roman seit Wochen Probleme mit der Hüfte und ich noch den MdS in den Knochen hatte, waren gemütliche 3:45 bis 4:00 geplant hatte. Jutta wollte mit Axel zusammen laufen, noch ein bißchen langsamer. Die Strecke war wirklich sehr schön, an der Elbe entlang, vorbei am Elbsandsteingebirge über Pirna zurück nach Dresden. Es wurde immer wärmer, wohl denen die Armlinge haben, so dass die Tempowahl genau die richtige war. Bei km 18 musste ich das letzte Mal den Kidney-Bohnen Tribut zollen, ab dann ging es aufwärts. Also Magenmäßig, die Strecke blieb flach. In Pirna suchten wir noch das Geburtshaus von Romans Großmutter. „Kann nicht so schwer sein, das ist ein blaues Haus, da gibt es bestimmt nicht so viele von“. Haha, es wäre leichter gewesen, nach einem Haus zu suchen, das nicht blau ist. Kurz nach der HM-Marke musste ich leider alleine weiterlaufen. Romans Hüfte tat inzwischen so weh, dass er nicht wusste, ob er würde zu Ende laufen können. Da half es dann auch nicht mehr, meinen MdS-Zeltkameraden Christian zu zitieren „Du musst den Schmerz annehmen und durch ihn hindurchgehen.“ Ich lief also die letzten ca. 18 km alleine weiter meinen Trott, recht konstant. Da jede Menge Läufer der Hitze Tribut zollen mussten, überholte ich dabei noch einen nach dem anderen. Unter anderem auch Tom, dem sein Knie zu schaffen machte. Mit ca. 3:50 kam ich im Stadion in Dresden an. Recht entspannt und zufrieden. Die 10 km und HM Läufer waren auch schon (oder besser noch) da.
Nach ca. 4:10 quälte sich auch Roman ins Ziel. Er hatte also doch nicht aufgegeben und hatte den Schmerz angenommen J. Bravo. Dann lange Zeit nichts. Nach ca. 5h waren aber auch Axel und Jutta im Ziel. Die Hitze hatte Axel doch sehr zugesetzt. Dem Vernehmen nach hat sich Jutta auf der Strecke zum Zeitvertreib als Fotografin, Handytelefoniererin und SMS-Schreiberin betätigt. Falls ich mit 60 noch Marathon laufen kann und mir das passiert, hoffe ich, dass ich eine Pistole dabei habe. Und zwar nicht um MICH zu erschießen.
Bei der obligatorischen Zielbratwurst traf ich auch wieder Tom, der zusammen mit Ultrakollege Norman Bücher am Tisch saß. Er behauptete doch tatsächlich, wie die Jungfrau zum Kinde zum morgendlichen Interview gekommen zu sein. „Ja, und auf einmal hat der mich angesprochen…“ Ja, genau :-).
Am Abend folgte noch ein Abendessen bei einem netten Italiener am blauen Wunder. Allerdings hatte der keine Pizza auf der Speisekarte, was mich in eine kleine Glaubenskrise stürzte (Ich glaube ich kriege hier nichts vernünftiges zu essen (alter Otto-Witz)). Das hat man davon, wenn man zum Nobelitaliener geht.
Montag morgen, wieder Frühstück im Barococo, wieder mit Blick auf die Frauenkirche. Danach brachen die Autofahrer auf. Die Bahnfahrer hatten noch ein paar Stunden und so schauten wir uns dann doch noch die Frauenkirche von innen an und machten wir uns auf, um noch die Neustadt zu erkunden, was auch sehr interessant war. Ein völlig anderer Eindruck, ein ganz anderes Flair. Leider hat uns dann doch noch der Regen erwischt. Gegen 17:00 Zugfahrt nach Mainz wo wir gegen 23:00 ankamen.
Insgesamt wieder mal ein sehr schönes Bretzelwetzerfrühjahrsmarathonwochenende in einer tollen Stadt bei einem schönen und sehr liebevoll organisieren Lauf mit einem sehr herzlichen Publikum.